06.06.1891 - Über den Hagelschlag im Kanton Thurgau

„Das Hagelwetter, welches am 6. Juni abends in der siebten Stunde mit verheerender Gewalt den Kanton Thurgau in westöstlicher Richtung durchzog, hatte seinen Entstehungsherd in dem nordöstlich von der Lägern, östlich von der Egg und südöstlich von Stadelerberg gelegenen Gelände mit den Ortschaften Schöfflisdorf, Steinmaur, Bachs und Stadel. Nachdem dasselbe in dieser Gegend fast überall gleichzeitig kurz vor 6 Uhr mit voller Wucht eingesetzt hatte, richtete es innerhalb weniger Minuten die zu schönen Hoffnungen berechtigten Kulturen fast vollends zu Grunde...“. So beginnt die Abhandlung von Dr. Clemens Hess, welche in den „Mitteilungen der Thurgauischen Naturforschenden Gesellschaft“ abgedruckt wurde. Der Hagelzug wies beinahe durchgehend eine Breite von 8 km auf. Die Zugrichtung war, wie schon im obigen Text erwähnt West-Ost.

Schäden

Nennenswerte Schäden an Kulturland und Gebäuden traten in einem schmaleren Streifen mit einer variablen Breite von durchschnittlich 4 km auf. Nach Süden hin war der Hagelzug schärfer abgegrenzt als nach Norden. Südlich wird nur von leichtem Regen berichtet, während nördlich davon intensiver Gewitterregen gemeldet wurde. Der Streifen mit der grössten Schädigung verläuft hin und her und beschreibt eine Art Zick-Zack-Linie. Auch in den Wäldern gab es grössere Schäden. Die Böden waren übersäht mit Ästen bis 1,5 cm Stärke.

Grosse Schäden wurden durch das Gewitter auf dem Wellenberg (westlich von Frauenfeld) verursacht. Aus Thundorf wird berichtet: „Am ärgsten hauste das Unwetter auf dem Rücken des Wellenberges. Die Bäume wurden aller Früchte beraubt, viele Äste wurden so sehr zerschlagen, dass die Rinde in Fetzen herunterhängt. Das Gras kann nur mit grosser Mühe noch abgeschnitten werden. Die Getreideäcker liefern keinen Ertrag mehr.“
Vor dem Gewitter war es praktisch windstill. Erst einige Sekunden bevor der Hagelschlag eingesetzt hatte, wütete ein „brausender Weststurm“. Am Nordrand des Hagelstreifens kamen die Böen aus SW, am Südrand aus NW, ansonsten kamen sie aus West. Ausserdem wurden viele Fensterscheiben an der Westseite der Gebäude zerschlagen. Die Korngrösse betrug meist Baumnussgrösse. Das grösste gemessene Hagelkorn hatte einen Durchmesser von 38 mm.

Dauer

Die Hagelzelle entstand kurz vor 18 Uhr in der Region von Stadel, Buchs und Steinmaur. Der Hagel setzte in Frauenfeld um 18:30 Uhr ein und erreichte das Bodenseeufer 19:00 Uhr. Daraus lässt sich eine mittlere Zuggeschwindigkeit von 15 m/s oder 54 km/h herleiten. Der Hagelschlag dauerte im Zentrum des Gewitters ca. 9 min, der verheerende Hagelschlag ca. 4,5 min. Die Hagelzone war demnach bis 8 km breit, die Zone mit starkem Hagel ca. 4 km. Sie hatte also eine rundliche Form, da die Länge des Hagelzuges auch etwa 8 km betrug. Dr. Clemens Hess schloss daraus „dass ein Horizontalschnitt durch das Hagel bildende Ganze nahezu kreisförmig sei. In der Axe der Hagelzone hat demnach der Gesamthagelschlag so lange gedauert, als ein Cylinder von 4 km Durchmesser braucht, um über einem Orte hinwegzuziehen...“

Interessant finde ich auch diesen Text, obwohl es für mich nicht nachvollziehbar ist, wie er zu diesem Schluss kommt. „Auf dem verwüsteten Wege des Tornados zeigen die hingestreckten Gegenstände die Richtung des Windstosses an, welche im allgemeinen, wie es scheint, in einem beträchtlichen Streifen zu beiden Seiten derselben (und namentlich der rechten) mit der Fortpflanzungsrichtung des ganzen Tornados übereinstimmt. Ähnlich kurze Windstösse von zerstörender Kraft kommen in Europa, obwohl sehr selten und in geringerer Heftigkeit vor; auch sie hinterlassen, namentlich in Wäldern, eine schmale, aber lange Bahn, die durch Zerstörungen erkennbar bleibt. In Berücksichtigung dieser Beschreibung scheint es mir unzweifelhaft, dass das von uns am 6. Juni erlebte Hagelwetter eine meteorologisches Phänomen war, das in die Gattung der nordamerikanischen Tornados einzureihen ist.“

Fazit

Ich vermute, dass es sich um eine Superzelle handelte. Dafür sprechen:

- die W-E-Zugrichtung
- dass es sich um eine isolierte Zelle handelte
- dass die Zelle eine Hagelzone von 8 km Durchmesser und eine Zone mit starkem Hagelschlag von 4 km Durchmesser auswies.
- die Korngrösse des Hagels (bis 4 cm)
- die lange Lebensdauer (mindestens 1 Stunde)
- die hohe Zuggeschwindigkeit (54 km/h)
- die scharfe Abgrenzung nach Süden

Ich konnte die Zugbahn der Zelle aufgrund der detaillierten Beschreibung in etwa rekonstruieren. Der schwarze Rand bezeichnet den Rand des Hagelzuges. In dem gelben Streifen traten nennenswerte Schäden auf. Im roten Streifen traten verheerende Schäden auf. Er ist zwischen 1 und 4,5 km breit. Der rote Strich bezeichnet die Linie der schwersten Schäden im Hagelzug.





25.05.1894 - Der Wolkenbruch im oberen Thurgau

Wetterlage

Die ganze Schweiz, Süddeutschland, Frankreich und Italien waren unter schwachen Tiefdruckeinfluss. Das Zentrum des Tiefs lag bei Nizza. In der Folge weitete sich das Tief nach Norden aus und bildete am darauf folgenden Tag ein Zentrum über Böhmen. Am Nachmittag blies ein schwacher Ostwind. Beginn des Witterungsumsturzes war in Frauenfeld um 19:30. Die Gewitter zogen meist von West nach Ost. Etwa um 20:00 setzte ein strömender Gewitterregen ein.

Vergleich der gemessenen Regenmengen (mm)

25. Mai 1894

Amriswil 134
Kreuzlingen 109
Raperswilen 70
Frauenfeld 34
Haidenhaus 82

1. Sept. 1881

Amriswil 82
Kreuzlingen 97
Raperswilen 82
Frauenfeld 135
Haidenhaus -


Berichte

„Freitag Abend zirka um 7-8 Uhr ergoss sich ein Gewitter über unserer Gegend, das von einem Wolkenbruch begleitet zu sein schien. Von Nord, West und Süden her kamen die Gewitter hier zusammen und in kurzer Zeit war der Bach, der Bach, der von den Weihern nach der Station Emmishofen führt, in einen Strom umgewandelt; überall, wo ihm Hindernisse, wie Brücken, in den Weg traten, suchte er seinen eigenen Weg und füllte Keller und Gärten mit seinem trüben und schlammigen Wasser...“- „Seit Jahren weiss man nichts von einem derartigen Ausbruche des „Saubaches“, der nicht umsonst seinen Namen zu führen scheint...“- „Noch schlimmer und gefährlicher war der Abend für die Gemeinde Emmishofen, wo der 21:30 Uhr von Winterthur kommende Zug seine Fahrt nach Konstanz nicht mehr fortsetzen konnte; der Bahnhof stand 30-50 cm tief unter Wasser.“

Auszug aus dem „Thurgauer Volksfreund“ (Nr.63)

Im Amriswiler Anzeiger wird berichtet, dass „auf dem Bahnhof das Wasser 40 bis 50 cm tief lag.“ und in Hagenwil „die Strassen durch das schwemmende Wasser fusstief aufgerissen“ worden sind. „Vor 19 Uhr zog ein Gewitter südlich von St. Gallen dem Rheinthale zu; von 19 Uhr an ein solches in nordöstlicher Richtung langsam gegen Bodensee. Gleichzeitig zog ein Gewitter von Nord nach Süd, welches ersteres in der Gegend von Amriswil traf. Das Zusammenwirken beider Gewitterwellen verursachte um Amriswil herum die ersten wolkenbruchartigen Güsse von 19:30 Uhr an. Das von Norden heranziehende Gewitter wurde von Untersee bis Konstanz von einem dem Untersee entlang ziehenden Gewitter gekreuzt, wodurch die heftigen Niederschläge in Kreuzlingen, Emmishofen und Egelshofen zu Stande kamen; die stauende Wirkung des Seerückens begünstigte dieselben noch. Um 19:30 Uhr und 20 Uhr passiert ein starkes Gewitter Frauenfeld und Thundorf; dasselbe verzog sich ostwärts durch das Thur- und Lauchethal, um dann von 21-22 Uhr den obern Thurgau neuerdings mit Blitz und Donner und begleitenden Regengüssen zu überziehen. Diese Auffassung erklärt nicht nur die von den einzelnen Beobachtern angegebenen Zugsrichtungen, sondern auch das ganze Bild der Niederschlagskarte“.

Auszug aus den „Mitteilungen der Thurgauischen Naturforschenden Gesellschaft“



Gemäss dieser Beschreibung gehe ich davon aus, dass es sich um eine nahezu stationäre Konvergenzzone gehandelt hat, welche die für diese Region ungewöhnlich ergiebigen Gewitterregen ausgelöst hat.

19.07.1912 - Über die Trombe von Schönenbaumgarten

„Sie setzte ca. 500 m westlich vom genannten Dorfe eine machte sich am Boden durch eine kugelförmige, grauschwarze Erscheinung bemerkbar, aus welcher ein säulenförmiger Wolkenschlauch herauswuchs und „pustend wie eine Lokomotive“ sich bis zu den Wolken verlängerte.“ Der Tornado trat um ca. 20:15 Uhr auf. Er hinterliess eine 1 km lange, unterbrochene Schneise, welche er in 2 Minuten durchlief. Die Zuggeschwindigkeit betrug also ca. 30 km/h. „Die Schneise besteht aus drei getrennten, parallel verlaufenden Streifen, von denen jeder einen schmalen, scharf abgegrenzten Strich intensivster Zerstörung und einen ca. dreimal breiteren Rand unbedeutender Schädigungsspuren aufweist."

Schäden

Schneise 1:

- Gras wurde dem Boden eben gestrichen
- Baumkronen wurden zerrissen
- ganze Bäume umgelegt
- Stämme wurden abgeschält
- Länge der Schneise beträgt 200 m
- letzter Baum der Schneise weist die grössten Schäden auf (abgerissene Rinde)


Danach verlieren sich die Schäden in einem „Tobel“ und kommen erst auf der anderen Seite etwas rechts versetzt von der Zugrichtung wieder zum Vorschein.

Schneise 2:

- ein Reihe von "schönen" (stattlichen) Bäumen wurde umgeworfen
- zwei Bäume wurden aus dem Boden ausgerissen und fortgetragen
- Länge der Schneise beträgt 230 m
- erster Baum der Schneise weist die grössten Schäden auf (abgerissene Rinde)


Schneise 3:

- 2 Bäume wurden umgeworfen
- der Kamin eines Wohnhauses wird beschädigt
- kurze Schneise


„Die Äste waren von oben nach unten abgerissen, wie wenn Männer sich daran gehängt hätten und das Zerstörungswerk gewalttätig besorgt hätten. Mit den Ästen wurde auch die Rinde nach unten gerissen, so dass zwei der Bäume (B6 und B7) kahl wie geschält dastanden. Die Überreste waren Strünke mit nadelscharfen Splittern nach oben. Beim Baum B6 ist noch auf die merkwürdige Situation aufmerksam zu machen, dass die Äste um den Stamm herum liegen geblieben sind und zwar mit dem Blätterwerk gegen den Stamm gerichtet. Die Bäume B3, B8 und B16 liegen senkrecht zur Achse, zwei rechts und einer links. Bei B10 ist die Westhälfte der Krone entästet, B11 und B12 sind unversehrt geblieben.“ Die Schäden werden als F2/T5 eingestuft, da die Stämme durch sog. Rindenschäle (langfasriges Ausreißen an den Astabbruchstellen) und nicht durch Sandstrahleffekte entrindet wurden. Das bedeutet, dass die maximale Windgeschwindigkeit zwischen 220 und 250 km/h betragen hat. Die Schadensform (Fallrichtung der Bäume) deutet auf "suction vortices" hin, kleinere Wirbel, die in den Tornado eingebettet waren.

Wetterlage

„Am 19. Juli 1912, dem Tage des Ereignisses der Trombe von Schönenbaumgarten, lagerte über Mitteleuropa eine barometrische Depression mit dem Zentrum in Mitteldeutschland. Infolge dieser Luftdruckverteilung fiel ein kalter Luftstrom aus NW über den Jura und den Hegau ins Mittelland. Die zum Strome querstehende Alpenkette bewirkte eine Stauung, die sich im Voralpengebiet und Mittelland als barometrischer Hochdruck geringen Grades bemerkbar machte.“- „Über dem westlichen Teile des Bodensees und dem südwestlichen Ufergebiete hatte sich ein kleines barometrisches Minimum ausgebildet...“- „...dem Schweizer Ufer entlang liefen die Isothermen 14°C und 14.5°C. Im Innern des Landes war die Temperatur um ein Geringes höher.“- „In Betracht der Sommerzeit war die relative Feuchte der Luft gross; der Kondensationspunkt hatte nur eine relative Höhe von 140 m. Nach der Höhe nahm die Temperatur so ab, dass die Luft sich nahezu im labilen Gleichgewichtszustand befand. Die untere Luftlage war ruhig oder nur leicht bewegt. Durch die Stauwirkung der Alpen erfuhr der NW-Strom eine Abbiegung parallel zur Alpenkette, so zwar, dass in Höhen von 1000 -1500 m an aufwärts W- und WSW-Strömungen mit Geschwindigkeiten von 10-12 m/s dahineilten.“

Ich gehe davon aus, dass darüber eine kräftige NW-Strömung bestand. Der Jetstreak verlief wahrscheinlich in derselben Richtung, da über dem Atlantik hohes Geopotential und über Mitteleuropa geringeres Geopotential vorherrschte. Wo genau, kann man aber nicht sagen. Über Süddeutschland befand sich wahrscheinlich ein Kaltlufttropfen, der verbreitet ergiebige Gewitterregen brachte. Das Windprofil war auf alle Fälle günstig für die Bildung von Tornados.

Gesamter Untersuchungsbericht über die Trombe von Schönenbaumgarten aus dem Jahre 1913

Quelle: Mitteilungen der Thurgauischen Naturforschenden Gesellschaft (Nr.20)



05.06.2002 - Hagelunwetter in der Nordostschweiz

Kräftige Gewitter über der Ost- und Zentralschweiz führten zu Hagelschäden und Überschwemmungen. Kräftiger Hagelschlag ging vor allem über dem Thurgau nieder. Dabei war die Umgebung Aadorf besonders betroffen. In Guntershausen kamen 4 cm grosse Hagelkörner vom Himmel. Die Wiesen waren kurze Zeit mit einer geschlossenen Hagelschicht bedeckt! In der Zentralschweiz waren die Gewitter von ergiebigen Niederschlägen begleitet. So fielen in Luzern innert 12 Stunden bis zu 112 mm Niederschlag, was in der Region zu grossen Problemen durch Überschwemmungen führte. So musste der Betrieb auf dem Bahnhof Luzern zeitweise eingestellt werden.

12.06.2002 - Tornado in Wittenberg (D)

Ein signifikanter Tornado fegte über die deutsche Stadt Wittenberg und dessen benachbarte Gemeinden. Er beschädigte dabei vor allem ein Einkaufszentrum, das zu jenem Zeitpunkt glücklicherweise geschlossen war. Der Tornado erreichte mit Windgeschwindigkeiten um 270 km/h die Stärke F2, möglicherweise sogar F3, da sogar Betonpfeiler des Einkaufszentrums beschädigt wurden. Die Wetterlage war eigentlich relativ ungünstig für die Entstehung von Superzellen, die Voraussetzung sind für die Bildung grösserer Tornados. Die Luft war jedoch sehr labil geschichtet und wies für mittereuropäische Verhältnissen recht hohe CAPE-Werte von über 1000 J/kg auf. Trotzdem muss das Windprofil in dieser Region günstig gewesen sein, denn der Tornado stand zweifelsohne in Verbindung mit einer Mesozyklone.

20.06.2002 - Superzelle im Rheintal

Nachdem die Sondierung von Payerne zeigte, dass wir eine sogenannte "loaded gun"-Wetterlage hatten, wie man sie sonst nur aus den USA kennt, entstanden auch schon bald sehr heftige Gewitter.

Eine Superzelle zog aus dem Rheintal über den östlichen Bodensee. Sie war linksdrehend, also antizyklonal. Dies ist im Alpenraum nicht ungewöhnlich aufgrund bestimmter Windmodifikation durch die Topographie. Die Wolkenobergrenze war in 16 km Höhe! Die Zelle verursachte in erster Linie Schäden durch Grosshagel. Auf der österreichischen Seite mit bis zu 7 cm Durchmesser, in Wolfhalden waren es immerhin Hagelkörner mit 5 cm Durchmesser! Aber auch kräftige Sturmwinde, die auf einen Tornado oder Downbursts zurückzuführen sind, traten auf einer Länge von 15 km auf. Sie erreichten die Stufe F2 auf der Fujita-Skala. Der Outflow dieser Zelle löste im Bodenseeraum weitere kräftige Gewitter aus. So kamen in nordöstlichen Teil von Konstanz 3 cm grosse Hagelkörner vom Himmel, im Raum Singen waren diese örtlich sogar 4-5 cm gross.

24.06.2002 - Superzellen über der Nordschweiz

Mehrere Superzellen überquerten die Nordschweiz und verursachten Grosshagel mit bis zu 6 cm Durchmesser, Downbursts und kleinräumige Überschwemmung. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich dabei Tornados bzw. "funnel clouds" gebildet haben.

10.07.2002 - Derechos in Deutschland

Kräftige Gewitter über Deutschland verbunden mit Orkanböen fordern 7 Menschenleben, davon 4 in Berlin. Die Böen erreichten in Berlin 152 km/h bzw. 156 km/h laut Meteomedia und waren die stärksten seit 30 Jahren. Sie wurden verursacht durch "Derechos".

24.07.2002 - Überschwemmungen Türkei

Kräftige Gewitter über der Türkei verursachten Überschwemmungen und forderten 16 Todesopfer. Auslöser war ein Kaltlufttropfen, der über die Region zog und eine Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 40°C beendete.

25.07.2002 - Hitzewelle auf Sizilien

In Sizilien wurden Temperaturen von 43°C gemessen! Verursacht wurden die hohen Temperaturen durch einfliessende Wüstenluft aus der Sahara.

12.08.2002 - Hitzewelle auf Kreta

Nach Kreta strömte Warmluft aus der Sahara aufgrund einer aussergewöhnlichen Vb-Wetterlage über dem Mittelmeer ein.  Die Temperaturen stiegen in Iraklion auf 44°C an, was für Kreta ein neuer Rekord ist. Bisher lag er bei knapp 42°C.

12.08.2002 bis 14.08.2002 - Jahrhunderthochwasser an Elbe und Moldau

Eine für die Jahreszeit recht ungewöhnliche Wetterlage brachte in Teilen Sachsen innerhalb von 3 Tagen verbreitet über 200 mm Niederschlag. Im Erzgebirge fielen in 24 Stunden bis zu 312 mm Niederschlag! Ausserdem sind auch in Tschechien, Österreich und Bayern Niederschlagsmengen von verbreitet über 100 mm registriert worden. Eine gewaltige Hochwasserwelle rollte danach die Moldau und Elbe hinab und verursachte einen 200-jährigen Pegelhochstand. Viele Dämme brachen und es gab insgesamt 18 Todesopfer, allein in Deutschland, welchen den Unwettern zum Opfer fielen. Es muss kritisiert werden, dass die Menschen viel zu spät gewarnt wurden und die Gefahr, welche von der Wetterlage ausging, vom Deutschen Wetterdienst (DWD) heruntergespielt wurde!

27.08.2002 - Heftiges Gewitter bei Thun

In der Nähe von Thun entstand ein ausserordentlich heftiges Gewitter, das nahezu stationär bleibt. Es brachte innerhalb von 80 min 110 mm Niederschlag!

31.08.2002 - Intensive Niederschläge in der Nordost-Schweiz

Am letzten meteorologischen Sommertag war es nochmals recht schwül. So wurden in der Ostschweiz verbreitet Temperatur von über 25°C gemessen. In Konstanz waren es sogar 27°C. Gleichzeitig war es sehr schwül. Die Taupunkte lagen bei 17°C bis 18°C. Eine einer Kaltfront vorgelagerte Konvergenzlinie lag quer über der Schweiz und brachte regenintensive Gewitter mit sich. Nördlich des Bodensees gab es auch einzelne Hagelzellen. Die Gewitter kamen erst gegen Abend in der Ostschweiz an, so dass sich die Luft nochmals weiter erwärmen und anfeuchten konnte. Gegen Abend brachte dann eine Kaltfront eine Winddrehung auf NW, so dass die ganze feuchtwarme Luftmasse an die Alpen gepresst wurde. Der SO-Wind, welcher der Front gegenhielt, verstärkte so die Konvergenz und verursachte zusätzliche Hebung. Diese führten zu sehr ausgiebigen Niederschlägen, die einige Stunden anhielten. So fielen in St. Gallen zwischen 8 Uhr abends und 8 Uhr morgens 92 mm Niederschlag. In Wald AR fielen sogar 151 mm in nur 5 Stunden. Das bedeutet eine durchschnittliche Regenintensität von 30 mm/h, was selbst für diese Region aussergewöhnlich ist. In dieser Nacht kam es in den betroffenen Gebieten zu verbreiteten Erdrutschen, welchen tragischerweise 3 Menschen zum Opfer fielen. Ausserdem wurde an der Sitter ein 50-jähriges Hochwasser registriert. Normalerweise führt der Fluss 15 m³/s. Bei diesen Hochwasser führte er um die 550 m³/s! Auch die Goldach führte ungewöhnlich viel Wasser mit sich und überflutete Teile von Horn TG.

24.09.2002 und 25.09.2002 - Früher Schneefall

Eine kräftige NO-Strömung zwischen einem Hoch über der Nordsee und einem Tief über der Adria führte feuchtkalte Luftmassen in die Schweiz. In der Höhe blies der Wind aus SO, was zu kräftigen Hebungsvorgängen in der Atmosphäre führte. Vor allem in der Deutschschweiz regnete es am 24. beinahe anhaltend. Die Schneefallgrenze lag zuerst bei etwa 1300 m, sank dann aber im Laufe des Tages immer weiter ab. Ursache dafür war einerseits die Zufuhr feuchter Polarluft, andererseits die Niederschlagabkühlung durch die kräftigen Niederschläge. Im Laufe der Nacht sank dann die Schneefallgrenze im NO der Schweiz bis auf 600 m, was sehr ungewöhnlich ist Ende September! So lagen am 25. in Einsiedeln (910 m) 2 cm. Das gab nur noch einmal seit Messbeginn am 22.09.1931. In St. Gallen schneite es sogar 4 cm, was seit Messbeginn 1938 noch nie vorkam und auch in Salen-Reutenen auf dem Seerücken bildete sich auf 700 m ü. M. eine dünne Schneedecke.

02.11.2002 und 03.11.2002 - Ergiebige Niederschläge

Niederschlagsmenge der letzten 24 h in Südwestdeutschland und der Nordschweiz bis am 03.11.2002 um 7:00 Uhr MEZ

Hervorgehoben sind die MM-Stationen rund um den Bodensee. Interessant sind die grossen Unterschiede der Niederschlagssummen zwischen verschiedenen Stationen. So beträgt die Differenz zwischen Radolfzell und Dettingen (Konstanz) beispielsweise 18 mm, was auf 10 km Luftlinie Distanz ohne wesentliche orographische Effekte nicht unerheblich ist. Radolfzell scheint allgemein wenig Niederschlag abzubekommen. Das könnte an Absinkeffekten, welche durch den Schwarzwald verursacht werden, liegen. Die geringeren Niederschlagssummen zeigen sich auch im lokalen Vegetationsbild.

Die Angaben sind in mm.

75.1 06687 Amden N47 09 E009 11 1323m
73.5 10916 Krunkelbachhuette N47 50 E008 02 1294m
73.2 10910 Gersbach/Schwarzw. N47 42 E007 55 913m
70.9 10918 Feldbergbahn N47 52 E008 02 1350m

68.8 10909 Schoenau/Schwarzw. N47 47 E007 54 542m
64.9 06678 Betlis-Strahlegg N47 08 E009 09 454m
60.5 10808 Schauinsland N47 55 E007 54 1225m

59.2 10908 Feldberg/Schwarzw. N47 53 E008 00 1486m
58.0 10945 Balderschwang N47 28 E010 06 1044m
55.7 10940 Lindau-Bad Schachen N47 33 E009 39 400m
53.0 10937 Kressbronn N47 36 E009 37 460m

52.5 06651 Weggis N47 02 E008 26 434m
50.1 06656 Rigi-Kulm N47 03 E008 29 1771m

49.9 06825 Schwyz N47 01 E008 38 448m
48.6 10903 Steinen-Vogelpark N47 41 E007 45 412m
48.6 10944 Argenbuehl N47 41 E009 58 674m
48.5 09910 Breitnau/Hinterzarten N47 56 E008 06 900m
47.1 10942 Lindenberg/Allgaeu N47 37 E009 54 818m
46.8 10914 Hoechenschwand N47 44 E008 10 1008m
46.8 07189 Le Vermont/Vog. N48 23 E007 04 575m
46.3 10943 Oberstaufen/Allgaeu N47 34 E010 02 801m
43.3 06683 Schwaegalp N47 15 E009 19 1350m
43.0 06844 Heiden N47 27 E009 32 802m
42.9 10955 Fischen (Allgaeu) N47 27 E010 16 764m
41.6 10915 Waldshut-Tiengen N47 38 E008 17 348m
41.5 06696 Heerbrugg (SG) N47 25 E009 37 420m
41.3 10932 Dettingen(Konstanz) N47 45 E009 07 524m
40.2 06997 Malbun FL N47 06 E009 37 1596m

39.1 06634 Brugg N47 29 E008 12 345m
38.1 10811 Triberg-Zentrum N48 08 E008 13 746m
37.9 06694 Schwaebrig/Gais N47 23 E009 29 1151m
37.8 10934 Insel Mainau N47 42 E009 12 420m
37.6 10933 Meersburg/Bodensee N47 41 E009 17 399m
36.2 06697 Wasserauen (AI) N47 17 E009 26 868m
36.2 06691 Altenrhein N47 30 E009 34 397m
35.6 10929 Konstanz N47 41 E009 11 443m
35.6 10809 Mummelsee N48 36 E008 12 1042m
35.3 10948 Oberstdorf N47 24 E010 17 810m
35.2 10930 Konstanz-Hoernle N47 40 E009 13 396m
34.8 10907 Loerrach N47 37 E007 40 286m
33.3 10952 Sonthofen-Breiten N47 31 E010 20 1098m
33.2 10920 Jestetten N47 39 E008 34 430m
33.2 09943 Kisslegg N47 47 E009 53 662m
33.0 06996 Steg FL N47 07 E009 35 1295m
32.8 10817 Koenigsfeld N48 08 E008 25 763m
32.6 10938 Meckenbeuren N47 43 E009 36 467m
32.2 06688 Horn/Bodensee N47 30 E009 27 397m
32.1 10925 Gaienhofen/Bodensee N47 41 E009 00 398m
31.8 06667 Zuerich-Glattzentrum N47 25 E008 36 430m
31.7 10905 Weil am Rhein N47 35 E007 37 261m
31.5 06692 Wald (AR) N47 25 E009 31 1061m
31.0 10710 Friedrichsthal N49 20 E007 06 369m
30.9 10801 Ihringen N48 03 E007 38 200m
30.9 10706 Tholey N49 29 E007 03 396m
30.3 06699 Trogen (AR) N47 25 E009 27 875m

29.7 10928 Konstanz-Suedkurier N47 41 E009 09 407m
29.7 10804 Freiburg-Ebnet N47 59 E007 56 300m
29.4 09919 Stuehlingen N47 45 E008 27 465m
29.2 10814 Freudenstadt-Langenw. N48 27 E008 23 720m
28.8 06994 Planken FL N47 11 E009 33 795m
28.6 10922 Loeffingen N47 53 E008 23 800m
28.6 10931 Ueberlingen/Bodensee N47 46 E009 11 398m
28.4 10803 Freiburg N48 00 E007 51 269m
28.2 10712 Bostalsee N49 34 E007 04 400m
28.0 10921 Rothaus/Schwarzw. N47 48 E008 15 965m
27.8 09732 Landau (Pfalz) N49 12 E008 10 135m
27.5 11104 Goetzis/Vorarlb N47 21 E009 39 412m
26.3 06992 Ruggell FL N47 14 E009 32 433m
25.7 10815 Freudenstadt N48 27 E008 25 797m
25.6 07299 Basel-Flughafen N47 36 E007 31 270m
25.2 10820 Baiersbronn N48 31 E008 21 600m
24.1 10901 Heitersheim N47 54 E007 37 215m
23.8 06999 Balzers FL N47 05 E009 31 471m
23.1 10926 Radolfzell/Bodensee N47 44 E009 00 398m
23.0 10917 Kuessaburg N47 36 E008 21 662m
22.9 10819 Freudenstadt-City N48 28 E008 25 750m
22.2 10941 Bad Waldsee N47 55 E009 46 592m
22.1 10923 Tuttlingen N47 59 E008 48 645m
21.5 10708 Saarbruecken N49 13 E007 07 322m
21.5 10818 Klippeneck N48 06 E008 45 973m
21.2 10946 Kempten N47 43 E010 20 705m
21.0 10813 St.Georgen/Schwarzw. N48 08 E008 21 862m
20.1 10709 Kirkel (Saarl.) N49 18 E007 14 300m

27.10.2002 - Sturmtief zieht über Deutschland

Deutlich sichtbar ist die Isobarendrängung an der Südseite des Tiefs.

Sturmböen:

98 km/h    Iznang-Mole (Untersee)
104 km/h  Zürich
112 km/h  Konstanz

Orkanböen:

133 km/h  Hohentwiel bei Singen
187 km/h  Fichtelberg
187 km/h  Wallberg (Bayern)

11.11.2002 - Tornadooutbreak in den USA

In den USA kam es zu einem für die Jahreszeit aussergewöhnlichen Tornadooutbreak. Es gab 58(!) Tornadosichtungen. Leider forderten die Stürme mindestens 36 Menschenleben. Die Tornados erreichten bis Stufe F4 auf der Fujita-Skala, was bedeutet, dass Windgeschwindigkeiten von bis zu 420 km/h erreicht wurden!

13.11.2002 - 16.11.2002 - Starker Föhn und sehr ergiebige Stauniederschläge

Ein Trog der bis Spanien hinabreichte führte über den Alpen zu einer ausserordentlich kräftigen Südströmung. Diese verursachte auf der Alpennordseite sehr starke Föhnwinde. Auf dem Sonnblick in Österreich wurde eine Windböe mit 217 km/h registriert und auch in den Alpentälern kam es zu Orkanböen. Sie forderten auch ein Todesopfer, als eine Sturmböe einen Zug entgleisen liess. Auf der Alpensüdseite kam es zu kräftigen Stauniederschlägen, aber auch in der Westschweiz, wo der Föhn nicht wirkte, gab es sehr hohe Niederschlagsmengen. Die mehrfache Ausbildung einer Leewelle insbesondere in der Nacht auf Samstag bis Samstag Nachmittag, den 16.11. sorgte dann auch inneralpin und am Alpennordhang für enorme Niederschläge, besonders betroffen war der Kanton Graubünden, Uri und das östliche Wallis. Es gab zahlreiche Murenabgänge und Schlammlawinen. Es gab einige Verletzte, aber glücklicherweise keine Todesopfer.

Gemessene Niederschlagsmengen (Tagessummen, bzw. 4-Tagessumme in mm bzw. l/qm)

a) Alpennordseite, Wallis, Nord- und Mittelbünden, Engadin

StationMi, 13.11Do, 14.11Fr, 15.11Sa, 16.11
Summe
Hinterrhein8.5176.5172129.4486.4
Splügen3.8103.4114.9103.1325.2
Vals 1.6114.8101.074.8292.2
Andermatt0.679.388.3101.9258.4
Trun0.183.088.480.9252.4
Ulrichen057.289.281.0227.4
Vrin069.362.969.0201.2
Samedan2.476.757.535.0171.9
Grächen017.439.7106.3163.4
Elm052.736.074.3163.0
Arosa054.844.161.9160.8
Scuol050.456.334.7141.4
Segl Maria2.932.041.063.7139.6
Altdorf024.620.993.4138.9
Chur034.722.064.7121.4
Meiringen010.210.882.9103.9
Engelberg011.316.566.494.2
Zermatt016.427.748.492.5
Glarus019.510.755.986.1
Davos022.512.841.877.1
																			
b) Alpensüdseite
Station Mi, 13.11Do, 14.11Fr, 15.11Sa, 16.11Summe
Camedo14.4203.4 205.3202.6625.7
Mosogno10.4157.7209.4247.8625.3
Locarno Magad.10.4203.7165.4114.7494.2
Frasco22.7167.5183.3119.0492.5
Moghegno15.0190.0190.085.0480.0
Vira10.3152.8178.5125.9467.5
Piotta8.6112.3147.0130.4398.3
Biasca13.0143.6137.488.2382.2
San Bernardino 12.0135.9122.6109.2379.7
Locarno Monti9.2123.0131.790.6354.5

Quelle: MeteoSchweiz

02.01.2003 - Wintersturm und Tornado im Alb-Donau-Kreis

Ein kräftiges Tief zog über Süddeutschland hinweg. Es brachte an seiner Südseite kräftige Sturmwinde und im Norden ergiebige Regenfälle, die teilweise zu Hochwasser führten. Ausserdem brachte das Tief die ersten Gewitter des Jahres. Eine eindrückliche Gewitterzelle zog gegen 17:00 Uhr aus den Vogesen und überquerte den Schwarzwald, wo sie wahrscheinlich Hagel brachte. Ein zweite Gewitterzelle formierte sich 17:20 im Aaretal und brachte ebenfalls kurzzeitig Hagel. Sie war ausserordentlich beständig und wies Rotationssignaturen auf. Die Helicity-Werte waren dementsprechend hoch. Um etwa 18:00 Uhr erreichte die Gewitterlinie die höchste Intensität. Mehrere Gewitter reihten sich in etwa einer Linie aneinander. Dazwischen lagen Gebiete mit schwachen oder gar keinen Niederschlägen. 18:15 entwickelte sich im Alb-Donau-Kreis in der Nähe von Ulm ein Tornado. Der Tornado erreichte die Stärke F1 und hatte eine Lebensdauer von mehreren Minuten. Er beschädigte dabei einen Hof und riss eine mehrere Kilometer lange Schneise in den Wald. Die Labilität war recht gering, aber die Windscherung hoch. Deswegen konnte sich dieser Tornado ausbilden. Vor allem in NW-Deutschland sind Tornados im Winter keine Seltenheit.

02.01.2003 (Wintersturm) (Mehr Info über die Wetterereignisse und Radarbilder)

03.02.2003 bis 06.02.2003 - Ergiebige Schneefälle im Mittelland

Eine NW-Lage brachte v. a. in der NO-Schweiz ungewöhnlich ergiebige Schneefälle. Das Ganze begann am Mo, den 03.02.2003. Bereits in den frühen Morgenstunden schneite bzw. regnete es wieder. Während der Nacht gefallener Schnee schmolz am Morgen wieder rasch weg. Auf dem Seerücken auf 700 m. ü. M. fiel in der Nacht immerhin 5 cm Neuschnee. Im Laufe des Tages ging der Regen wieder mehr in Schneeregen über, besonders in kräftigeren Niederschlägen. Kurz vor Mittag liess ein kräftiger Schauer die Temperatur von 3°C auf 2°C sinken. Ein zweiter kräftiger Schauer drückte die Schneefallgrenze um 15:00 auf 400 m bis 500 m. Oberhalb 700 m ging der Niederschlag nun dauerhaft in Schnee über. Um 19:00 überquerte die Schweiz eine Welle. Sie brachte intensive Niederschläge. Am Untersee sank die Schneefallgrenze rasch auf 400 m und trotz der warmen Böden konnte sich rasch eine durchnässte Schneedecke ausbilden. Auf dem Seerücken fielen in kurzer Zeit weitere 15 cm Nassschnee.

Der Dienstag brachte überraschenderweise bis ins Flachland ergiebige Schneefälle. Die Schneefälle waren v. a. am Morgen für die Region sehr intensiv. Der Schnee blieb dank der Temperaturen um 0°C liegen. Grund für die anhaltenden, kräftigen Schneefälle war einfliessende Höhenkaltluft, die feucht-labiI geschichtet war und sich am Alpenrand staute. In Konstanz fielen 16 cm Neuschnee. In Ermatingen (465 m. ü. M.) und auf dem Seerücken kamen nochmals ca. 20 cm hinzu. Grund für die regionalen Unterschiede waren eingelagerte Schauerzellen die v. a. am Nachmittag auftraten. Gegen Abend beruhigte sich das Wetter und die Schneefälle hörten auf.

Der Mittwoch (05.02.2003) verlief relativ ruhig, tagsüber gab es nur einzelne schwache Schneeschauer. Erst am späten Nachmittag bildeten sich einzelne kräftige Schneeschauer. In Zürich kam es am Nachmittag zu einem ausserordentlich starken Schneeschauer. Dieser brachte auf dem Hönggerberg, wo bisher kaum Schnee gefallen war, innert kürzester Zeit 20 cm Neuschnee. Am Abend kam es hier zwischen 19:00 und 20:00 zu einem aussergewöhnlich intensiven Schneeschauer. Dieser brachte nochmals 7-8 cm Neuschnee, auf dem Seerücken sogar 10 cm! Der Donnerstag schien nicht mehr so spektakulär zu werden, doch um die Mittagszeit gab es nochmals einen kräftigen Schneeschauer, welcher uns in nicht einmal einer Stunde nochmals 5-6 cm Neuschnee bescherte. Bei uns lagen am Donnerstag knapp 30 cm Schnee. Meine Messungen auf dem Seerücken in der Nähe des Haidenhaus ergaben eine Schneehöhe zwischen 47 cm und 50 cm . Eine ähnliche Schneehöhe gab es das letzte Mal im Februar 1986. Damals meldete die KLIMA-Station Haidenhaus 43 cm.

Rekordschneehöhen

HSmax: maximale Schneehöhe seit 1981 in cm

HS100: statistisch berechnete 100-jährige Rekordschneehöhe in cm

Station                HöheHSmax        HS100
Haidenhaus TG 69463     86
Muri                    64038     55
Fribourg                 63436     43
Lohn SH    62372     90
Bern    57051     57
Zürich    56958     62
Winterthur    49557     68
Neuchatel    48758     55
Kreuzlingen    44645     59
Horgen    44550     68
Luzern    43762     70
Schaffhausen43744     63
Biel    43446     67
Genf    42039     45
Olten    41345     65
Aarau    40848     68
Frauenfeld40333     52
Basel    31941     42
Rheinfelden    27128     46

08.05.2003 - Superzellen

Es war verbreitet ein sehr sonniger und warmer Tag. Die Temperaturen stiegen zwar nicht mehr ganz so hoch wie an den Vortagen, wo teilweise Rekordwerte für Anfang Mai erreicht wurden. Verbreitet stiegen die Temperaturen auf 25°C, in Zürich erreichten sie 26°C, in Konstanz sogar knapp 27°C. Auch die Taupunkte waren etwas höher als zuvor und erreichten gegen Abend Werte zwischen 12°C und 15°C. Die Sondierung Payerne von 0 UTC zeigte nur wenig Labilität an. Die Auslösetemperatur von 27°C würde am Tag kaum erreicht werden, so dass am Morgen höchstens mit einzelnen Gewittern gerechnet wurde. Die Sondierung von 12 UTC zeigte ein anderes Bild. Die Auslösetemperatur lag bei gerade noch 23°C. Eine schwach ausgeprägte Inversion auf dem 750hPa-Niveau verhinderte noch die Auslösung. Die zur Verfügung stehende konvektive Energie (CAPE) war mit 800 J/kg noch moderat, aber die Modelle berechneten für den Abend Werte deutlich über 1000 J/kg. Ein gewittriger Abend bahnte sich an!

Etwa um 17 Uhr bildete sich die ersten Gewitter nördlich der Berner Alpen. Diese Gewitter nahmen rasch an Stärke und Intensität zu. Es schien sich um Multizellen zu handeln. Diese zogen zuerst von SW nach NE. Um 19 Uhr bildeten sich rasch zwei kräftige Zellen, die zu diesem Zeitpunkt bereits heftigen Hagel produzierten. Die nördlichere Zelle entstand nordwestlich des Sempachersees, die Südlichere im Napfgebiet. Beide Zellen scherten nach rechts aus, was auf Superzellen hindeutete. Eine weitere kleinere Superzelle entstand etwa bei St. Ursanne im Jura. Sie existierte jedoch nur kurz, während die anderen beiden Zellen ihre West-Ost-Zugrichtung beibehielten. Die Zellen verursachten Hagel mit einer Korngrösse von bis zu 4 bis 5 cm, es gab sogar Meldungen von 7 bis 8 cm grossem Hagel! Kein Wunder, denn die Wolken reichten bis auf 16 km Höhe, was für diese Jahreszeit enorm ist. Die nördliche Zelle wies zwischen 19 Uhr und 20 Uhr sogar eine deutliche Weak-Echo-Region auf. Das bedeutet, dass besonders starke Aufwinde vorhanden sein mussten. Solche Zellen können Tornados verursachen. In diesem Fall war es jedoch eher unwahrscheinlich, da die Wolkenbasis recht hoch war. Trotzdem handelte es sich um eine sehr gut ausgebildete Superzelle, wie man sie bei uns nicht allzu häufig sieht.

Um 20 Uhr erreichte die nördliche Zelle Zürich und deckte den Südteil der Stadt mit taubeneigrossen Hagelkörnern ein, wobei die Zelle zu diesem Zeitpunkt sehr wahrscheinlich keine Superzelle mehr war. Erstaunlicherweise blieb sie dort recht lange fast stationär. Dies führte dazu, dass viele Keller vollliefen und von der Feuerwehr ausgepumpt werden mussten. Zu diesem Zeitpunkt beobachtete ich sehr interessante Cirrostratus mit Längsstrukturen drin, die auf kräftige Divergenz in der Höhe hinwiesen. Fast gleichzeitig bildeten sich im NW Mammatuswolken aus, die ich so gross und zahlreich noch nie gesehen habe. Ausserdem blitzte es vor 21 Uhr bereits obwohl das Gewitter noch 50 km entfernt war. Es waren so genannte Crawler, das sind Blitze, die vor dem Gewitter ausgehen und sich unterhalb des Wolkendeckels bewegen. Diese Blitze können bis 140 km lang werden und treten v. a. bei sehr blitzreichen Gewittern auf.

Um 21 Uhr formierte sich eine Gewitterlinie, die dann nach NE zog. Sie verursachte in einem breiten Band Hagel, aber nicht mehr grösser als 2 cm. In der Region Wil formierte sich südöstlich des Gewitterbandes nochmals eine Zelle, die zumindest kurzzeitig Superzellencharakter hatte. Gleichzeitig formierte sich westlich des Untersees ein Multizellengewitter, das es in sich hatte. Ich war nach 21 Uhr auf dem Seerücken um die Zellen zu beobachten. Anfangs war die vermeintliche Superzelle südlich von mir eindeutig die blitzaktivste Gewitterzelle. Sie produzierte recht viele Crawler und Wolkenblitze und nur wenige Erdblitze. Die Blitzaktivität lag bei 10 Blitzen pro Minute. Im Westen blitzte es anfangs nur sporadisch. So gegen  21:30 wurde die südlich gelegene Zelle schwächer, zumindest was die Blitzaktivität angeht. Die Zelle westlich von mir blitzte nun in immer kürzeren Abständen. Es schien so, als ob das Gewitter gleich bei uns reinbrechen würde. Ich fuhr nach Hause um mir die aktuellen Radarbilder anzusehen. Die Blitzaktivität war inzwischen auf über 60 Blitze pro Minute angestiegen. Als ich dann um 21:40 nochmals die Wolkenformation ansah, fielen mir im NW sehr seltsame Wolkenformationen auf. Ein Wolkenschlauch schien unter einer regenfreien Wolkenbasis hinunterzuhängen. Die Frage ist, war es wirklich ein Funnel (Gustnado?) oder vielleicht Hagelfallstreifen oder sogar nur eine Wolkenfetzen. Bei Nacht ist das immer schwer zu sagen.

Die Gewitter zogen nach NE ab. Zuerst als sehr blitzaktiver Multizellenkomplex (MCS), dann nördlich von Augsburg bildeten sich nochmals 2 bis 3 Superzellen mit Zugrichtung West-Ost. Das Radar zeigte bei einer Zelle sogar ein Bow-Echo, was auf einen Downburst hinweist.

Weitere Infos: http://www.radar.ethz.ch/archiv_030508/

09.05.2003 - Tornado bei Reutlingen

Nördlich der Schweiz bildeten sich in der immer noch feuchten Luftmasse einige kräftige Gewitterzellen aus. Eine dieser Zellen verursachte nahe Reutlingen einen Tornado, der fotografiert und von Marco Kaschuba sogar gefilmt wurde! Er hatte eine Lebensdauer von 15 Minuten und war wahrscheinlich ein F1-Tornado(120 bis 180 km/h), kurzzeitig vielleicht sogar F2. Der Tornado wurden von einem heftigen Gewitter verursacht, dass für kurze Zeit deutlich von der Höhenströmung abwich. Da das Dopplerradar keine Rotation registrierte, handelte es sich wahrscheinlich um eine Minisuperzelle. Auch der Wolkentop bei 9 km und ein Hagelschlag mit Korngrössen bis 3 cm deuten darauf hin. Das NWS Alabama schliesst anhand der Videoaufnahmen von Marco Kaschuba auf einen Multivortex, da noch 2 weitere Funnels zu sehen waren.

26.06.2003 - Superzellen und Tornado am Bodensee

Am diesem Tag traten mehrere Superzellen auf. Eine einwickelte sich über dem Bodensee und verursachte einen Tornado und mehrere Downbursts, sowie Hagel mit Korngrössen bis 3 cm. Der Tornado zog von See her und erreichte NW-lich von Fussach das Land. Er zog dann noch 6 km weit durch Fussach bis nach Hard, erreichte eine Schneisebreite von 50 bis 100 m.  Die Windgeschwindigkeiten erreichten bis 200 km/h, also Stärke F2/T4 auf der Fujita-/Torro-Skala.

Auf den Radarbilder kann man die Zelle sehr gut verfolgen. Die Zelle entstand kurz vor 17:00 Uhr über dem Seerücken einige Kilometer WSW-lich von Konstanz. Bis 17:50 Uhr behielt sie eine "normale" Zugbahn bei und zog auf dem See hinaus. Um 17:55 Uhr ist vor Romanshorn ein erstes deutliches Bow-Echo sichtbar! Dann schert die Zelle nach rechts aus und zieht Richtung Bregenz. Um 18:05 wird nochmals ein Bow-Echo sichtbar. Der Südrand der Zelle streift Fussach und Hard zwischen 18:05 und 18:20. Dann verschwindet das Bow wieder. Es handelte sich sehr wahrscheinlich um eine "tornadic supercell". Möglicherweise hat die Zelle schon zuvor (ca. 17:55 Uhr) auf dem See einen Wassertornado verursacht, oder sogar schon dann gebildet. Vielleicht gibt es ja Augenzeugen. Ich war an diesem Tag leider an der Uni, sonst hätte ich die Zelle bestimmt "gechased".

Radaranimation: http://www.extremwetter.ch/images/Tornado_Fussach_26.6.03.gif

Weitere Infos sind unter: Tornado in Fussach und Hard am Bodensee / 26. Juni 2003

Juni 2003 - Hitzewelle

Der Juni 2003 war in weiten Teilen Mitteleuropas der wärmste Monat seit Messbeginn. Auch in der Schweiz war der Juni extrem warm. Seit dem offiziellen Messbeginn im Jahre 1864 wurde so eine Junimitteltemperatur noch nie erreicht! In den Niederungen der Nordschweiz war der Monat zwischen 6.5 und 7.5 Grad zu warm. In der Südschweiz ist die Abweichung zum Durchschnitt mit 6.0 bis 7.0 Grad etwas geringer. Ausserdem ist der diesjährige Juni der bisher heisseste Monat überhaupt. Bisher hielt der Juli 1983 den Rekord.

Monatmitteltemperatur (°C)Juli 1983Juni 2003
Konstanz22.9 (+4.4)23.1 (+7.4)
Genf23.0 (+4.6)24.1 (+7.5)
Zürich22.1 (+5.7)22.4 (+7.4)

01.08.2003 - Hitzewelle in Spanien

Ein aussergewöhnliche Hitzewelle suchte Südspanien und Portugal heim und forderte 2 Todesopfer.

Maximumtemperaturen am 01. 08. 2003:

Lissabon ( Portugal )42,0°C
Hinojosa del Duque ( Spanien )42,9°C
Beja/B.Aerea ( Portugal )43,6°C
Evora/C.Coord ( Portugal )44,5°C
Badajoz/Talavera la Real ( Spanien )44,8°C
Jerez de Frontera ( Spanien )45,1°C
Sevilla/San Pablo ( Spanien )45,2°C
Beja ( Portugal )45,4°C
Moron de la Frontera ( Spanien )46,0°C

31.08.2003 - Wasserhosen auf dem Neuenburger- und Bodensee

Am 31. August traten auf dem Neuenburgersee und dem Bodensee Wasserhosen auf. Die eingeflossenen kühlen Luftmassen waren bis auf 4 km Höhe labil geschichtet. Ausserdem betrugen die Wassertemperaturen noch deutlich über 20°C, was zu grossen Temperaturgradienten oberhalb der Wasserflächen führte. Dies sind besonders günstige Verhältnisse für Wasserhosen.

Weitere Infos und Bilder: http://www.tordach.org/ch/20030831_3.html

Sommer 2003 - Rekordhitze!

Der meteorologische Sommer 2003 (Juni bis August) war in Mitteleuropa der heisseste seit Messbeginn. Bereits der Juni ging als heissester Monat in die Annalen ein. Der August vermochte diesen Rekord teilweise noch zu überbieten. Vor allem die Hitzewelle vom 4. bis 13. August war extrem. In Grono/Misox wurde am 11. August eine Höchsttemperatur von 41.5°C registriert! Damit wurde der bisherige Schweizer Hitzerekord aus Basel mit 39°C gleich um 2.5°C überboten! Auch im deutschen Perl-Nenning wurde mit 40.3°C ein neuer Temperaturrekord gemessen. Der Sommer 2003 war in weiten Teilen Mitteleuropas der wärmste seit mindestens 1540, wie man aus Klimarekonstruktionen schliessen kann! Zur Hitze kam noch die grosse Trockenheit hinzu. Der Bodenseepegel lag im August und September auf einem Rekordtiefststand für diese Jahreszeit.

Grafik der Pegelstation Bregenz: Jahresganglinien des Bodensee 2003

Die Ursache dieser Hitzewellen war einen ungewöhnlich Häufung von blockierenden Omegahochs über Mitteleuropa. Diese führten dazu, dass sehr warme, subtropische Luftmassen nach Mitteleuropa advehiert wurden. Seit Ende Februar konnte eine Zirkulationsanomalie beobachtet werden, die zu einer starken Meridionalisierung der Höhenströmung führte und damit solche Wetterlagen begünstigte.

Auch die Temperaturen von Konstanz waren deutlich zu hoch. Sogar der Temperaturrekord mit 36.0°C vom 27. Juli 1983 wurde knapp überboten.

KONSTANZJuniJuliAugust
Mitteltemperatur (°C)23.1 (+7.4)20.7 (+2.2)23.0 (+5.3)
mittlere Höchsttemperatur (°C)30.226.830.2
mittlere Tiefsttemperatur (°C)17.315.517.3
Höchsttemperatur (°C)36.1 (23.06.03)33.8 (20.07.03)36.0 (13.08.03)

07.10.2003 - Kaltfront mit frühem Schneefall in der Nordostschweiz

Eine markante Kaltfront überquerte am Abend von N nach S die Schweiz. Um 18:45 Uhr traf hier die Kaltfront ein und verursachte einen Temperatursturz von 8.5°C auf 3.5°C in 10 Minuten! Der intensive Niederschlag ging vorübergehend in Schneeregen über. Danach regnete es etwas weniger intensiv weiter. Um 20:00 Uhr gab es mit dem verzögerten Eintreffen der Höhenkaltluft sogar ein kurzes Gewitter mit einem Nahblitzeinschlag. Die Temperatur sank in der Folge weiter bis auf 2°C. Der Niederschlag ging wieder in Schneeregen über. Oberhalb 600 m konnte sich auf dem Seerücken eine dünne Schneedecke ausbilden. Auf 700 m fielen knapp 10 cm Schnee! In der NO-Schweiz lag die Schneefallgrenze zwischen 500 und 700 m, was zu dieser Jahreszeit recht selten vorkommt. Schneeregen fiel verbreitet bis auf 400 m. Bereits in den Tagen davor traten ergiebige Niederschläge auf. Insgesamt fielen in der ersten Oktoberdekade 92.3 mm Niederschlag in Konstanz.

Der Kaltfrontdurchgang ging einher mit einem Windsprung wie aus dem Lehrbuch. Der Wind drehte am Boden innerhalb von 30 Minuten von West auf Nord. Nach oben hin fand der Windsprung zeitlich verzögert statt, wie auf dem Windprofil des ETH-Radars zu sehen ist.

30.10.2003 - Polarlichtsichtungen in der Schweiz

In der Schweiz wurden bereits in der Nacht auf Freitag, den 30.10.2003 durch einen schweren geomagnetischen Sturm örtlich Polarlichter beobachtet. In Zürich wurden zwischen 23:20 und 23:30 Uhr Richtung rötliche Himmelsverfärbungen gesichtet. Um 1:00 Uhr gab es auch im Bodenseeraum Polarlichtsichtungen. Am Freitag Abend traten zwischen 22:15 und 22:30 Uhr in der Bodenseeregion ausserordentlich intensive rote und grüne Polarlichter auf. In der übrigen Schweiz war das seltene Naturschauspiel durch Wolken verdeckt.

20.11.2003 - Wieder Polarlicht in der Schweiz

Wieder traten in der Schweiz Polarlichter auf. Leider lag das Mittelland unter einer dicken Nebeldecke, so dass nur wenige das Himmelsschauspiel beobachten konnten. Zwischen 18:30 Uhr und 00:00 Uhr waren in der Schweiz rote und grüne Polarlichter zu sehen.

Polarlichtvideo von Mark Vornhusen aus Gais:

Erste grosse Aktivitätsphase

Heller grüner Polarlichtbogen

Letzte Aktivitätsphase

21.02.2004 - Föhnsturm und Saharastaub

Am Samstag, den 21. Februar stellte sich über den Alpen eine kräftige Föhnströmung ein. Die Strömung kam aus SSE, wodurch vor allem in westlichen Alpentälern kräftiger Föhn aufkam. Der Guggiföhn (Föhnwind auf dem Lauberhorn) blies ungewöhnlich stark mit 246 km/h! Auf dem Gütsch (2280 m) wurden immerhin noch 168 km/h und auf dem Jungfraujoch (3580 m) 157 km/h gemessen. Die Winde konnten ausserdem bis nach Pully durchbrechen, was recht selten ist. Die Druckdifferenz zwischen Lugano und Altdorf betrug am Samstagvormittag ein Maximum von 18.1hPa. An den typischen Föhnstationen wurden jedoch keine aussergewöhnlichen Windgeschwindigkeiten gemessen, was mit der Anströmungsrichtung zusammenhängt.

Die Südwinde brachten zudem rötlichen Saharasand mit. Die Säntiswebcam zeigt gut die orange-braune Himmelsfärbung, welche durch diesen verursacht wurde.

Säntiswebcam, 21.02.04 9:00 Uhr

23. bis 25.03.2004 - Aussergewöhnliche Schneefälle

Ein aktives Tiefdruckgebiet sorgte vom 23. bis 25. März 2004 für teilweise aussergewöhnliche Schneefälle. In dieser Zeit zog sein Zentrum unter Verstärkung langsam von Italien über die Adria in Richtung Ungarn und später Polen. Die Zugbahn des Tiefs kann als Vb-artig bezeichnet werden. Diese Konstellation bringt der Region St. Gallen und dem Appenzellerland meist ergiebige Niederschläge.

In St. Gallen fielen in 48 Stunden (23. bis 25. um 7:00 Uhr MEZ) 105 mm Niederschlag. Die Niederschläge setzten am 23. ein. Da wir uns vorerst im Bereich von Höhenkaltluft befanden und die Hebungsprozesse des Tiefs auf die Alpennordseite übergriffen kam es zuerst zu kräftigen Schauern. Durch die Niederschlagsabkühlung fiel der Schnee auf 500 bis 700 m herab. Dann setzte in der Höhe kräftige Warmluftzufuhr (WLA) ein, weshalb die Niederschläge im weiteren Verlauf stratiformen Charakter annahmen. Durch die Winde aus N wurde die Regen- und Schneewolken am Alpennordhang gestaut.

Am Morgen des 25. März wurde in St. Gallen eine Rekordschneehöhe von 72 cm verzeichnet. Im Appenzellerland und im Eigental gab es teilweise über einen Meter Neuschnee!

Bild aus der Region St. Gallen

... und aus dem Eigental.

23.06.2004 - Starker Tornado in Deutschland

Mehrere Tornados wüteten an jenen Tag über Norddeutschland. Ein Tiefdruckgebiet zog von der Bretagne Richtung Nordsee und war für die Jahreszeit ausserordentlich kräftig. Durch das Tief war das Windprofil hervorragend für die Bildung von Superzellen. Einzig CAPE war wenig vorhanden, was eine Vorabschätzung der Lage schwierig machte. Eines war jedoch klar. Bei einer allfälligen Auslösung könnte es sogar Tornados geben!

Im Laufe des Morgens ist eine schwache Kaltfront über Deutschland gezogen. Dahinter stiessen in der Höhe immer kältere Luftmassen nach. Der Wind in den unteren Luftschichten drehte auf SW, wodurch recht warme und feuchte Luftmassen advehiert wurden. Gleichzeitig wurde der Wind immer stärker und erreichte auf 850 hPa über 50 kn. Darüber kam der Wind aus westlichen Richtung. Diese Scherbedingung sind nahezu optimal für die Bildung von Tornados. Ausserdem waren die Wolkenuntergrenzen aufgrund der hohen relativen Feuchte recht niedrig, was ebenfalls wichtig ist für die Entstehung von Tornados. Durch die bodennahe Warmluftadvektion war in den unteren Schichten die notwendige Labilität vorhanden. Ein Gewitter, das sich in so einer Umgebung entwickelt, kann ohne weiteres zu einer Superzelle mit hohem Tornadorisiko werden.

Mehrere Zellen entwickelten sich an diesem Tag zu Superzelle. Eine davon war besonders gut ausgebildet. Sie zog über Sachsen-Anhalt. Auf dem Radar war eine so genanntes Hook-Echo zu sehen. Dieser Haken im Radarbild ist ein deutliches Indiz für eine Superzelle. Die zugehörige Mesozyklone war vermutlich sehr stark. Deswegen konnte die Zelle einen Tornado ausbilden, der schliesslich die Dörfer Micheln und Trebbichau verwüstete. Es gab einige Verletzte, aber glücklicherweise keine Toten. Der Tornado wurde als F3/T7 eingestuft. Er wies demnach Windgeschwindigkeiten bis 300 km/h auf! Ein Tornado dieser Stärke kommt in Deutschland laut Statistik nur alle 3 bis 4 Jahre vor.

08.11.2004 - Wasserhose auf dem Bodensee

Die Wasserhose bewegte sich im Zeitraum von 10.19 Uhr bis 10.23 Uhr westlich von Friedrichshafen in Richtung Osten. Die Luftmasse war labil geschichtet, da Höhenkaltluft eingeflossen war, während der Wassertemperatur noch 12°C betrug, was für die Jahreszeit ungewöhnlich hoch ist. An diesem Morgen war am Bodensee eine Art "Lake-Snow-Effekt" zu beobachten. Über dem See bildeten sich recht kräftige Schnee- und Graupelschauer, die an Land zogen und dort ausschneiten. Im Raum St. Gallen führte dies auch zu Problemen im Strassenverkehr, da viele Autofahrer noch mit Sommerpneus herumfuhren.

Die Wasserhose wurde in Münsterlingen fotografiert. Der Fotograf beobachtete, dass sich zweimal ein Rüssel ausbildete. Der Rüssel war dabei kurzzeitig etwa doppelt so breit wie auf seinen Bildern.

Bilder der Wasserhose

19.11.2004 - Herbststurm "Quimburga"

Die Windgeschwindigkeiten waren in der Schweiz niedriger als erwartet. Im Mittelland wurden 70 - 85 km/h gemessen, am Bodensee lokal bis 100 km/h. In leicht erhöhten Lagen des Mittellandes erreichten die Böen Spitzen von 100 bis 115 km/h. Die stärksten Böen traten in den frühen Morgenstunden auf.

Detailierte Informationen der Meteoschweiz

Windspitzen Deutschland/Schweiz

Quimburga richtete in der hohen Tatra enorme Sturmschäden an. Der verwüstete Bereich ist etwa 50 km lang und nur 5 bis 10 km breit. Dabei wurden vermutlich Spitzenböen von 200 km/h erreicht, wie anhand der Schäden abzulesen ist. Ob die enormen Windgeschwindigkeit, durch konvektives Heruntermischen oder orografische Effekte hervorgerufen wurde ist nicht klar. Mit Sicherheit wurden die höchsten Windgeschwindigkeit auf der Rückseite bzw. SW-Seite des Tiefs hervorgerufen. Dort wurden Drucktendenzen von +16.9 hPa/3h gemessen. Durch den hohen isallobarischen Druckgradient wurden die Winde noch verstärkt.

Windspitzen Tschechien/Slovakei

3-stündige Drucktendenzen

17.12.2004 - Kräftiger Wintersturm "Dagmar"

Dagmar entwickelte sich über Süd-England aus einer Welle und verstärkte sich rasch. Die Entwicklung erinnerte wegen der Zugbahn und der Entwicklung auf dem Satellitenbild sehr an Orkan Lothar, auch wenn die Windgeschwindigkeiten bei weitem nicht an diesen heranreichten. Die stärksten Böen traten in der Schweiz am späten Abend auf. Am Bodensee wurden die stärksten Böen kurz vor Mitternacht registriert. Die Böen erreichten im Mittelland ähnliche Spitzen, wie bei Quimburga, teilweise waren sie etwas stärker. Am Bodensee wurden Böenspitzen von 100 km/h gemessen.

Detailierte Informationen der Meteoschweiz

Windspitzen Deutschland/Schweiz

Besonders heftig wütete Dagmar über Frankreich. An der Küste wurden in Abbeville und La Hague 148 km/h gemessen. Aber auch im Landesinnern kam es zu Orkanböen, so wurden in Beauvais/Tille nördlich von Paris 128 km/h gemessen. Es wurden Druckfalltendenz bis -14.2 hPa/3h registriert.

Windspitzen Frankreich

3-stündige Drucktendenzen Frankreich

NEU 24.04.2006 - Tropischer Wirbelsturm "Monica"

Die weltweite Häufung extremer tropischer Wirbelstürme reisst nicht ab. In Australien wurde am 24.04.2006 einer der bisher stärksten Stürme in dieser Region beobachtet. Anfangs schien es, dass die Stadt Darwin, welche bereits einmal 1974 von einem tropischen Wirbelsturm namens Tracy zerstört wurde, wieder bedroht sei. Der Sturm drehte aber früher als erwartet ein und ging in einer sehr dünn besiedelten Region an Land. Bislang ist nicht bekannt, ob es Opfer gegeben hat. Der australische Wetterdienst sprach zwar von einem extremen Sturm, stufte ihn aber m. E. abschliessend sehr zurückhaltend ein. Der minimale Kerndruck wurde mit 905 hPa angegeben, was mir viel zu hoch erscheint, wenn man Satellitendaten und optische Merkmale berücksichtigt. Da ausser bei Hurrikanen in tropischen Wirbelstürmen keine direkten Messungen gemacht werden, müssen die Windgeschwindigkeit aus Satellitendaten hergeleitet werden. Die Methoden dafür wurden in den letzten Jahren laufend verfeinert, allerdings sind sie immer noch mit gewissen Ungenauigkeiten behaftet. Trotzdem verlässt man sich normalerweise auf diese Daten. In diesem speziellen Fall scheint dies aber anders zu sein. In der englischen Wikipedia stand:

“Monica continued to strengthen as it tracked just north of the coast. The TCWC in Darwin had reported a minimum pressure of 905 mbar at 5:00pm ACST (0730 UTC) on April 23. The Joint Typhoon Warning Center issued an advisory around 1830 UTC April 23 which reported that the sustained winds were 155 kt (180 mph, 290 km/h) and, by Atkinson/Holiday wind pressure relationship, the central pressure was 879 mbar (which, if correct, tied the record for the Southern Hemisphere with Cyclone Zoe). Some estimated unofficial preliminary data suggested that this cyclone could have produced the lowest sea-level pressure ever recorded in a tropical cyclone, with a reported minimum pressure of 869 mbar, surpassing Typhoon Tip's 870 mbar record.[2] Both official[3][4] and unofficial[5] Advanced Objective Dvorak Technique (AODT) gave T8.0 at peak. This corresponds to 170 knots or 195 mph (314 km/h) 1-minute sustained winds.[6] Senior forecaster David Alexander said Monica was probably the best developed cyclone he has seen.[7] Senior forecaster Gordon Jackson says it was definitely the most severe cyclone to affect the Northern Territory, worse than Cyclone Tracy which destroyed the city of Darwin in 1974. [8]Weather bureau spokesman Mike Bergin said Monica could be the most severe tropical cyclone ever seen anywhere along the Australian coastline.[9]”

(Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Cyclone_Monica)

Der Hurrikanexperte Jeff Masters meinte dazu:

"Cyclone Monica has come and gone. Fortunately, the storm hit a very sparsely populated area. There no reports of deaths or injuries, and damage was light. Darwin, the capital of the Northern Territory, received just tropical storm-force winds. With Monica's departure, we are left puzzling over an important question--how strong was she? The Navy Research Lab, using a satellite intensity estimation technique called the "Dvorak Technique", rated Monica as the strongest cyclone ever recorded in the Southern Hemisphere, with a central pressure of 879 mb and 180 mph sustained winds. However, the Australian Bureau of Meteorology (BOM) rated Monica a much weaker storm, with a central pressure of 915 mb at that time. Curiously, the BOM give Monica a 905 mb pressure 12 hours earlier, at a time when the Navy Research Lab had her much weaker--892 mb.

Figure 1. Cyclone Monica at peak intensity at 0130 GMT April 24, 2006, the strongest storm in Southern Hemisphere history--180 mph sustatined winds, and a 879 mb pressure. Or was she 915 mb?? Image credit: Navy Research Lab.

So who's right? Well, today I was in the right place to find out! I am attending the American Meteorological Society's 27th annual conference on hurricanes in Monterey, California all week, and I had the opportunity to talk to an Australian hurricane expert. Bruce Harper of Systems Engineering Australia Pty Ltd in Brisbane, Australia, gave a talk titled, "On the importance of reviewing historical tropical cyclone intensities," and I had the opportunity after his talk to ask him about Monica. He told me that hurricane forecasters in eastern Australia, the North Pacific, and Atlantic all use a uniform technique for estimating pressure of tropical cyclones from satellite imagery, but the western Australian forecasters use a different set of equations for that ocean region. These region-specific equations were developed to better model the small and intense cyclones that typically affect the area, such as Tropical Cyclone Tracy of 1974. The equations were not developed with much data from large and intense Category 5 storms, and so the 915 mb pressure estimate for Monica is suspect.

In reality, we will never know just how strong Monica was. There are no hurricane hunter airplanes anywhere but the Atlantic. Satellite estimation techniques are getting better each year, but are still subject to large errors. Scientists who are researching the link between hurricanes and global warming are free to use either intensity estimate for Monica's lowest pressure. This underscores the difficulty of assigning much credence to the reported 80% increase in Category 4 and 5 hurricanes globally since 1970 reported by Peter Webster and Greg Holland last year in their controversial article in Science. While I do believe there has been some increase in these storms, the estimation of maximum cyclone intensities is so fraught with uncertainties that I do not believe a reliable estimate of how significant this increase can be done until a full re-analysis of all historical tropical cyclones is completed. Even then, I think we need at least another ten years of data, since our data set covers such a short period of time."

(Quelle: http://www.wunderground.com/blog/JeffMasters/show.html)

Das Verfahren der Australier, um die Windgeschwindigkeit und Kerndruck der tropischen Wirbelstürme abzuschätzen, unterscheidet sich also von gängigen Methoden. Da für die Abschätzung Statistiken zum Einsatz kommen, ist es von grosser Wichtigkeit, dass genügend Stürme aller Kategorien (auch solche der höchsten Kategorie 5!) in den Datensatz einfliessen, damit eine gute Abschätzung überhaupt möglich ist. Offenbar fehlen gerade solche intensiven Stürme in diesem Datensatz, so dass man den Abschätzungen des Australischen Wetterdienst bei starken Stürmen kaum vertrauen kann. Der ansonsten gebräuchlichen "erweiterten Dvorak-Technik" ist der Vorzug zu geben. Für meinen folgenden Vergleich habe ich solche Daten verwendet.

Vergleich mit anderen tropischen Wirbelstürmen

Um die Stärke von Monica einzuschätzen, habe ich die Satellitendaten von zwei anderen Stürmen (Rita und Wilma) mit denen von Monica verglichen. Ausserdem habe ich noch Vergleiche zu den stärksten Supertaifunen (Tip, Angela, Gary) angestellt. Dort stehen mir allerdings weniger Daten zur Verfügung. Der Kerndruck der Hurrikane und von Supertaifun Tip wurde mit Aufklärungsflugzeugen gemessen. Die Angaben stimmen deshalb sehr genau. Bei Supertaifun Angela und Gary wurde der Kerndruck mit Hilfe von Satellitendaten rekonstruiert.

Hurrikan Rita (2005)

Tiefster Kerndruck (offiziell): 895 hPa (stärkster Sturm im Golf von Mexico)

Der Hurrikan Rita war der stärkste Hurrikan, der seit Beginn regelmässiger Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts im Golf von Mexiko beobachtet wurde, und der drittstärkste Hurrikan auf dem Atlantik. Er umfasste eine Grösse, die der Bundesrepublik Deutschland in etwa nahe kommt. Rita erreichte mittlere Windgeschwindigkeiten von bis zu 290 km/h und wurde damit zeitweise mit Stufe 5 in die höchste Kategorie der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala eingeordnet.

Morphed Integrated Microwave Imagery (MIMIC)

Animation von Rita (1)

Animation von Rita (2)

Satellitenanalyse (AODT-Version 6.4.2)

Höchster T-Wert: T7.2
Höchster T-Wert (roh): T7.3
Höchste Augentemperatur: 22°C
Tiefste Wolkentoptemperatur: -75°C
Tiefster Kerndruck (geschätzt): 913.2 hPa

Hurrikan Wilma (2005)

Tiefster Kerndruck (offiziell): 882 hPa (stärkster Sturm im Atlantik)

Der Hurrikan Wilma war der 21. benannte Sturm und der zwölfte Hurrikan in der atlantischen Hurrikansaison des Jahres 2005. Damit wurden die bisher bestehenden Rekorde aus den Jahren 1933 (21 Stürme) und 1969 (12 Hurrikane) eingestellt. Weiterhin wurde dadurch auch zum ersten Mal, seit Einführung der alphabetischen Bezeichnungen für Hurrikane im Jahre 1953, der Buchstabe W der Namenssequenz erreicht.

Nach Katrina und Rita war Wilma der dritte Hurrikan der höchsten Kategorie 5 der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala im Jahr 2005. Damit gab es erstmalig seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1851 drei Hurrikane der Kategorie 5 in einer Saison, nur in den Jahren 1960 und 1961 traten bis dahin zwei Wirbelstürme der höchsten Kategorie auf. Obendrein war Hurrikan Wilma der stärkste Wirbelsturm, der bis dato im Atlantik registriert wurde. Mit einem am 19. Oktober gemessenen Kerndruck von 882 hPa unterbot er Hurrikan Gilbert aus dem Jahr 1988, der Kerndruck war der bisher niedrigste, der jemals in einem Hurrikan gemessen wurde. Nur bei Taifunen  wurden noch niedrigere Kerndrücke festgestellt.

Morphed Integrated Microwave Imagery (MIMIC)

Animation von Wilma

Satellitenanalyse (AODT-Version 6.4.2)

Höchster T-Wert: T6.8
Höchster T-Wert (roh): T7.0
Höchste Augentemperatur: 16°C (nicht während maximaler Stärke)
Tiefste Wolkentoptemperatur: -81°C
Tiefster Kerndruck (geschätzt): 931.5 hPa

(Da Wilma während dem Maximum ein kleines Auge hatte, ist die Satellitenanalyse zu diesem Zeitpunkt sehr ungenau. Die Augentemperatur konnte nicht richtig erfasst werden. Der Sturm wird deshalb unterschätzt.)

Supertaifun Tip (1979)

Tiefster Kerndruck (offiziell): 870 hPa (stärkster Sturm weltweit)

Supertaifun Tip ist offiziell der grösste und stärkste bisher beobachtete tropische Wirbelsturm. Sein minimaler Kerndruck von 870 hPa wurde von einem Aufklärungsflugzeug der Navy gemessen und wurde somit sehr genau erfasst.

Satellitenanalyse

Höchster T-Wert: T8.0
Dauer von T8.0: 4.5 Stunden
Tiefste Wolkentoptemperatur: zwischen -81° und -84°C

Supertaifun Angela (1992)

Tiefster Kerndruck (offiziell): 879 hPa (geschätzt aus Satellitendaten)

Supertaifun Angelas niedrigster Kerndruck wurde vom JTWC auf 879 hPa geschätzt. Allerdings sind diese Werte anzuzweifeln. Angela war zwar ein grosser tropischer Wirbelsturm, so dass Kerndruck und Windgeschwindigkeit etwas träge reagieren, aber sie erreichte T-Werte von 8.0 über 12 Stunden! Angela war etwas kleiner als Tip, so dass man fast davon ausgehen muss, dass dieser gewaltige Supertaifun stärker war als Tip. Die konservative Schätzung des JTWC finde ich besonders in diesem Fall sehr seltsam. Eigentlich spricht nichts dagegen, dass dieser Sturm stärker war als Tip.

Satellitenanalyse

Höchster T-Wert: T8.0
Dauer von T8.0: über 12 Stunden
Höchste Augentemperatur: 21°C
Tiefste Wolkentoptemperatur: -92°C

Supertaifun Gary (1995)

Tiefster Kerndruck (offiziell): 872 hPa (geschätzt aus Satellitendaten)

Supertaifun Garys minimaler Kerndruck wurde vom JTWC auf 872 hPa geschätzt, obwohl der Sturm gemäss der Dvorak-Satellitenanalyse nicht ganz so stark erschien wie Angela. Die Augentemperatur war etwas niedriger und die Wolkentoptemperatur deutlich höher als bei Gary. Ausserdem war der Sturm nicht ganz so symmetrisch. Trotzdem übertreffen die Werte jene von Supertaifun Tip bei weitem! Auch hier muss man sich fragen, wie das JTWC auf diese Schätzung kommt.

Satellitenanalyse

Höchster T-Wert: T8.0
Dauer von T8.0: 9 Stunden
Höchste Augentemperatur: 18°C
Tiefste Wolkentoptemperatur: unter -84°C

(Quelle: http://www.typhoon2000.ph/karl/hoarau001.pdf)

Zyklon Monica

Tiefster Kerndruck (offiziell): 905 hPa (Australischer Wetterdienst), 879 hPa (JTWC)

Der Zyklon Monica trat am Nordrand von Australien auf. Er überquerte als tropischer Zyklon die Kap-York-Halbinsel und schwächte sich dabei kurzzeitig ab, verstärkte sich aber darauf im Golf von Carpentia erneut zu einem Zyklon. Er überquerte die Wessel-Inseln bereits als Sturm der höchsten Kategorie 5 und verstärkte sich danach weiter. Er ging dann in einer höchstwahrscheinlich unbesiedelten Region an Land. Vorübergehend schien er eine Bedrohung für die Stadt Darwin zu sein. Der Sturm machte dann aber früher als erwartet Landfall.

Beide Wetterdienste schätzten den Sturm sehr konservativ ein. Die grosse Differenz zeigt, wie unsicher man bei der Einstufung ist. Vor allem der Wert der Australier liegt höchstwahrscheinlich weit daneben. Aber auch die Abschätzung des JTWC ist vorsichtig und entspricht nicht den Daten, welche mir zur Verfügung stehen. Trotzdem wäre demnach Monica (neben Zyklon Zoe) der bisher stärkste Sturm auf der Südhemisphäre und bei weitem der stärkste Sturm, welcher je in dieser Region aufgetreten ist!

Morphed Integrated Microwave Imagery (MIMIC)

Animation von Monica (1)

Animation von Monica (2)

Satellitenanalyse (AODT-Version 6.4.2)

Höchster T-Wert: T8.0 (höchstmöglicher Wert)
Höchster T-Wert (roh): T8.0 (höchstmöglicher Wert)
Dauer von T8.0: 6.5 Stunden
Höchste Augentemperatur: 20°C
Tiefste Wolkentoptemperatur: -83°C
Tiefster Kerndruck (geschätzt): 868.5 hPa

Wenn man sich in den MIMIC-Bildern die extrem gut ausgebildete Eyewall von Monica ansieht, dann wird eigentlich klar, dass der Sturm in einer anderen Liga spielte als Hurrikan Rita und Wilma. Die Eyewall (Augenwand) ist sehr breit und dunkelrot eingefärbt, was auf intensiven Niederschlag und somit kräftige Konvektion hindeutet. Ich frage mich, ob die 869 hPa aus der Satellitenanalyse vielleicht sogar zu hoch angesetzt sein könnten. Weniger als 869 hPa kann die automatisierte Satellitenanalyse gar nicht ausgeben. Immerhin waren die T-Werte über 6 Stunden am Anschlag bei T8.0. Diese Zeitspanne reicht bei einem Sturm dieser Grösse aus, damit die Satellitendaten als repräsentativ angesehen werden können. Auch die Windgeschwindigkeit von Monica wird in den MIMIC-Bilder höher angegeben (155 Knoten) als in den beiden anderen Fällen (150 Knoten). Allerdings sind diese Angaben der Windgeschwindigkeit mit Vorsicht zu betrachten. Auch die Spiralbänder sind sehr deutlich ausgeprägt. Bei Wilma erstrecken sie sich zwar über ähnliche Distanz, die Niederschläge scheinen aber deutlich schwächer zu sein.

Die extrem tiefen Cloudtops von -83°C zeigen, dass sehr viel Labilitätsenergie (CAPE) vorhanden war. Deutlich mehr als bei Wilma, weswegen ich davon ausgehe, dass Monica sehr wahrscheinlich stärker war als Wilma. Die Cloudtops und T-Werte von Monica sind sogar vergleichbar mit denen von Taifun Tip. Sie deuten sogar an, dass Monica etwas stärker sein könnte. Somit sind 869 hPa gut möglich! Es erstaunt mich, dass bei besonders starken Stürmen nicht den Satellitendaten Glauben geschenkt wird bzw. die Stürme unterschätzt werden. In anderen Fällen (ausser bei Hurrikanen) geht man nicht anders vor. Allerdings scheint das bei starken Stürmen schon früher vom JTWC so gehandhabt worden zu sein. Diese konservativen Schätzungen bei starken Stürmen führen natürlich zu einem verzerrten Bild. Wären Angela und Gary stärker als Tip eingestuft worden, hätte das bestimmt eine Diskussion über einen Zusammenhang zwischen Klimaerwärmung und stärkeren Tropenstürmen entfacht. Vielleicht wollte man das bewusst vermeiden. Heute ist die Diskussion wegen der aussergewöhnlich aktiven Hurrikansaison 2005 glücklicherweise wieder im Gang.

Satellitenbilder

In den Satellitenbildern sind sehr schön die aussergewöhnlichen Wolkenstrukturen von Monica sichtbar. Der Outflow ist sehr gut ausgeprägt und von der Mitte gehen konzentrische Wolkenkreise aus, die auf Resonanzwellen hindeuten, welche in der Augenwand (engl. eyewall) entstehen. Solche Strukturen wurden bisher nur ganz selten bei sehr starken tropischen Wirbelstürmen beobachtet. In dieser Form und Ausprägung habe ich sie aber noch nie gesehen. Gleichzeitig laufen Bänder vom Auge weg nach aussen. Auch sie deuten auf einen sehr kräftigen Outflow hin.

Sichtbare Satellitenbilder (aufgenommen von GMS-6)

Auge von Monica (aufgenommen von MODIS)

Fazit

Es würde mich nicht wundern, wenn Monica der stärkste jemals beobachtete tropische Wirbelsturm in der Südhemisphäre war. Die Symmetrie und Wolkenstrukturen im Outflow waren wirklich aussergewöhnlich. Die Häufung extrem starker Stürme in letzter Zeit, gerade in Regionen mit relativ viel Landmasse in der Nähe, ist doch mehr als verdächtig und weist meines Erachtens klar auf einen Zusammenhang mit dem Klimawandel hin. (siehe auch: ftp://texmex.mit.edu/pub/emanuel/PAPERS/NATURE03906.pdf) Vermutlich liegt es nicht einmal nur an den erhöhten Wassertemperaturen, sondern an der verstärkten Verdunstung (auch über Land), welche die Zyklonenaktivität in den Tropen ankurbelt. Gerade Verdunstungsprozesse sind noch zu wenig erforscht und sehr schwierig zu simulieren.  Für die Erforschung solcher tropischer Wirbelstürme wird in meinen Augen zu wenig investiert. Es sollten weltweit Aufklärungsflugzeuge zur Verfügung stehen, damit wenigstens ein Teil der Stürme genau dokumentiert werden kann. Das würde auch zu einer Verbesserung der Satellitenanalyse führen.

Quellen

http://en.wikipedia.org/wiki/Cyclone_Monica

http://de.wikipedia.org/ und http://en.wikipedia.org

http://www.typhoon2000.ph/karl/hoarau001.pdf

http://www.wunderground.com/blog/JeffMasters/show.html

ftp://texmex.mit.edu/pub/emanuel/PAPERS/NATURE03906.pdf

http://cimss.ssec.wisc.edu/tropic/