25.08.2002 - Unwetter mit Überschwemmungen

So etwa um 18:30 fiel mir auf, dass sich rundherum erste Cu con gebildet haben. Richtung Schwarzwald war auch ein ausgewachsener Cb zu sehen. Aber auch in Richtung Österreicher Alpen quellte es ordentlich. Um 18:45 fiel mir ein riesiger Cu con auf, der in die Höhe schoss. Auf dem Radar waren aber noch keine Echos zu sehen.

18:45 Uhr: TCU aufgenommen in Ermatingen Richtung Romanshorn

Um 18:55 war das Ding zu einem wahren Giganten geworden. Nun begann die Wolke oben zu vereisen. Man hörte es bereits donnern. So weit weg konnte die Zelle also nicht sein. Ich sah nochmal auf das Radar und sah zwischen Amriswil und Arbon ein kleines, aber starkes Echo. Noch so nebenbei, Amriswil ist 20 km Luftlinie von hier entfernt. Trotzdem hörte man den Donner, was doch recht ungewöhnlich ist. Möglicherweise hat dabei der Wind eine Rolle gespielt, der ja aus SO also aus Richtung des Gewitters blies. Also fuhr ich mit einem Kollegen dorthin, um mir das Ganze etwas genauer anzusehen. Kurz vor Amriswil konnte man immer noch auf den Cb sehen, der wirklich riesig war! Dann kamen einige Tropfen runter, kurz danach einzelne Hagelkörner, mit einer Korngrösse zwischen 1 und 1,5 cm, obwohl die Zelle noch nicht über uns war, wahrscheinlich aufgrund der starken Aufwinde innerhalb des Cbs. In Amriswil regnete es zwar nicht mehr, doch Laub am Boden wies darauf hin, dass Hagel gefallen war. Nun versuchten wir die Zelle von SW her anzufahren, um direkt unter den Updraftbereich zu kommen, verschätzten uns etwas und kamen genau in einen kräftigen Hagelschauer mit Korngrössen bis 1,5 cm. Trotzdem hatten wir einen guten Blick auf Inflow-Bereich. Die Wolkenuntergrenze wies interessante Strukturen auf, doch es war keine Rotation erkennbar. Also war es definitiv keine Superzelle, trotzdem steckte viel Dynamik drin. Zwischen Romanshorn und Arbon regnete es dann wie aus Kübeln und wir entschieden uns umzukehren. Bei Egnach wurde dann der Niederschlag kurzzeitig extrem. Ausserdem war die Blitzaktivität recht interessant. Während der Entstehungsphase blitze es recht häufig. In Ermatingen waren alle 20 s ein Donner zu hören. Innerhalb der Zelle sahen wir nur wenig Blitze, trotz ihrer hohen Niederschlagsintensität, etwa so alle 30 s bis 1 min. Aber kurzzeitig stieg die Blitzaktivität rapide an. So etwa alle 5-10 s blitzte es. Die Zone mit den Blitzen lag zuerst südlich von uns, dann blitze vor uns, wenige hundert Meter entfernt schlug der Blitz ein und schliesslich im Norden. Alles innerhalb etwa einer Minute, dann war die Blitzaktivität wieder wie vorhin.

Die Zelle blieb etwa ein einem Dreieck Amriswil-Arbon-Romanshorn lange stationär, so dass unzählige Keller überflutet wurden und auf den Strassen soviel Wasser war, dass Autos nur noch mit Mühe vorwärts kamen. Am stärksten betroffen von dem Unwetter war die Gemeinde Egnach. Nun fuhren wir wieder seeabwärts, mein Bruder hielt in der mich zwischenzeitlich auf dem Laufenden, wo sich weitere Gewitter bilden. Ich vermutete dass sich in der Region Ramsen zwischen Stein am Rhein und Singen noch etwas bilden wird. Also fuhren wir dorthin. Da es langsam dunkel wurde, konnte man die Blitze gut beobachten. Bei Buch nahe Ramsen suchten wir uns ein gutes Plätzchen mit und zogen uns die Blitzshow rein. Ich zählte 32 Blitze / Minute, davon waren nur wenige Erdblitze, weshalb es auch nie richtig laut donnerte, es war mehr ein anhaltendes knistern und knacken. Natürlich nicht von einem einzigen Gewitter, über dem Rauhenberg haben sich mehrere kleine Zelle gebildet. Ausserdem sah man Richtung Winterthur-Frauenfeld einen Cb, der immer wieder hell erleuchtet wurde.

Es war zwar ein langes Chasing, aber gelohnt hat es sich allemal.