25.07.2005 - Sturm durch Downburst in Altenrhein

Ein Downburst hat in der Region Altenrhein grössere Schäden angerichten. Es wurden 10 Flugzeuge und 20 Fahrzeuge z. T. schwer beschädigt. Der Sturm riss die Hangartüren auf und riss Löcher in die Dächer. Ein Cateringfahrzeug und ein Lastwagen kippten aufgrund der schweren Böen um. Auch im Industriegebiet entstand grosser Sachschaden. In einer Fabrikhalle durchschlug ein grosser Ast die Decke. Auch im nahegelegen Bootshafen entstanden grössere Schäden. Verletzt wurde niemand. An der ENET-Station Altenrhein wurde um 19:20 Uhr MESZ eine Spitzenböe mit 144 km/h registriert, was volle Orkanstärke ist. Während dem Sturm regnete es sehr stark. Die Sichtweite betrug zeitweise nur noch 20 m!

Schadenanalyse

Schon kurz nachdem ich bei Buriel von der Autobahn abgefahren war, erkannte ich neben dem Flugfeld Sturmschäden. Grössere Äste wurden abgebrochen und einzelne Bäume geknickt. Die Schäden nahmen zu, je näher man Altenrhein kam.

Am Parkplatz beim Flughafen wurden sehr viele grosse Äste abgebrochen, die einige Autos z. T. schwer beschädigt haben. Teilweise ist der Stamm in der oberen Hälfte abgeknickt. Vermutlich war der Parkplatz durch die Fabrikgebäude etwas vom Wind geschützt, so dass nur wenige Bäume unten geknickt oder entwurzelt wurden.





Überall sind riesige Haufen mit Sturmholz zu sehen. Vieles wurde bereits aufgeräumt.



Am Hafen in Altenrhein wütete der Sturm besonders stark. Viele Bäume wurden geknickt oder entwurzelt. Ganz in der Nähe befinden sich die Fabrikgebäude, welche grosse Schäden verzeichnet haben.



Bäume die stehen geblieben sind, wurden schwer beschädigt. Viele grosse Äste sind abgebrochen. Auf der westwärts zugewandten Seite trägt der Baum fast kein Laub mehr. Man sieht, dass die Bäume die Fabrikgebäude überragen. Vermutlich war es ein abgebrochener grosser Ast (kein Baumstamm), der durch das Hallendach gekracht ist.





Mächtige Bäume wurden umgeworfen. Diese sind aber auch anfälliger auf Sturm- und Orkanböen als kleinere Bäume mit einer schmalen Silhouette.



Ich habe das Gebiet mit den Schäden rot in die Karte eingezeichnet. Da ich dachte, dass sich die Schäden auf Altenrhein beschränken, war ich nicht in Staad bzw. der Badi Speck. Ich habe das Gebiet noch dazu genommen, da dort offenbar auch Bäume umgestürzt sind. Dunkelrot ist die Zone mit den schwersten Schäden. Direkt am Wasser wurden fast alle Bäume entwurzelt oder geknickt, auch kleinere windresistente Arten. Das deutet für mich auf F1/T3-Stärke (150 km/h bis 180 km/h) hin.

Die Fallrichtungen der Bäume in Altenrhein waren beinahe parallel. Höchstens ein leichtes V konnte ich direkt am See erkennen, aber ich bin mir da nicht sicher. Die Bäume fielen Richtung ESE, also kamen die stärksten Böen aus WNW. Die südwärts gefallen Bäume in Staad deuten allerdings auf ein divergentes Windfeld hin.

Dopplerradar

In den Dopplerradarbildern ist ein Wirbel zu erkennen, welcher knapp nördlich an Altenrhein vorbeizog. Gleichzeitig schert die Zelle, während sie sich etwas verstärkt etwas nach rechts aus. Der Wirbel stand wahrscheinlich im Zusammenhang mit einer Mesozyklone. An der Südseite, wo sich Bewegungsgeschwindigkeit und Rotationsgeschwindigkeit addieren können durchaus kräftige Downbursts auftreten. Der Inflow kam aus Osten und transportierte feucht-warme (energiereiche) Luftmassen über die relativ warme Wasseroberfläche. Dadurch stand mehr Labilitätsenergie zur Verfügung, was die Bildung eines Downburst möglicherweise begünstigte.

Animation der Reflektivität

Animation der Dopplergeschwindigkeit

Fazit

Das leicht divergente Windfeld in der Schadenschneise deutet auf einen Downburst hin. Hinweise auf einen Tornado waren nicht zu entdecken. Die Breite des Sturmfelds deutet auch nicht auf eine Trombe hin. Der Downburst ging über dem See nieder und konnte seine Wirkung aufgrund der flachen Topographie der Rheindeltas voll entfalten und weit ins Landesinnere vordringen. Die Dimensionen deuten allerdings mit einer Ausdehnung von weniger als 4 km klar auf einen Microburst hin. Aufgrund der tiefen Wolkenbasis und der extrem starken Niederschläge, welche mit dem Downburst verbunden waren, gehe ich davon aus, dass es sich um einen "wet microburst" gehandelt hat.