21. bis 24.07.2004 - Gewitterlage

Der 21. begann bewölkt und kühl. Um 9 Uhr kam dann die Sonne hervor und trieb die Temperatur nach oben. Auch der Taupunkt stieg und erreichte bald Werte um 18°C. Im Laufe des Nachmittags gab es hohe Quellwolken über der schwäbischen Alb, die bald Gewitter auslösten. Um 15:30 Uhr stieg ein gewaltiger TCu in die Höhe. Er entwickelte sich zu einer rechtsziehenden Superzelle, welche sich aber bald wieder auflöste, als sie die Albhochfläche verliess. Offenbar war die Schichtung immer noch gedeckelt, so dass nur orographisches Forcing Gewitter auslösen konnte. Gegen Abend beruhigte sich die Lage wieder.

Dieser TCu über der schwäbischen Alb entwickelte sich später zu einer Superzelle.

22.07.2004 - Blitzaktiver Leftmover

Eine Hebungszone kam von Westen herein und löste zuerst über dem Jura kräftige Gewitter aus. Die Gewitter wichen rechts vom Höhenwind ab, es schien sich um Superzellen zu handeln. Sie entwickelten sich zu einer regelrechten Gewitterlinie. Die Gewitter brachten teils Hagel bis Taubeneigrösse und verbreitet Sturmböen. Später entstand in der Nähe des Thunersees eine kleine kräftige Zelle. Die scherte nach links aus. Demnach könnte es eine Leftmoving Superzelle gewesen sein. Die Gewitterlinie schwächte sich über dem Kanton Zürich etwas ab und der Leftmover verschwand für kurze Zeit vom Radar. Gleichzeitig erhöhte sich die Blitzaktivität der Gewitterzone. In der Region Winterthur schien sich der Leftmover nochmals zu regenerieren. Ob es sich hierbei um die ursprüngliche linksziehende Superzelle handelt oder eine Neubildung, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Die Zelle verursachte einen starken Outflow und konnte so an der Vorderseite eine Shelf-Cloud ausbilden. Auffällig war aber v. a. die sehr hohe Blitzaktivität. Einige Crawler und viele Erdblitze traten auf. Davon zeugen auch die vielen Blitzeinschläge. In Trungen (zwischen Münchwilen und Bronschhofen) ist ein Dachstock wahrscheinlich wegen Blitzschlags in Brand geraten. In Frauenfeld schlug der Blitz um 2:14 Uhr in den Turm der katholischen Kirche und hielt die Uhr an. In Radolfzell liess ein Blitzeinschlag in das Münster die Glocken für eine halbe Stunde läuten. Hier in Ermatingen schlug der Blitz in einen 100 m entfernten Kran. Ein Seitenast dieses Blitzes schlug 50 m vor mir ein. Der Knall war ohrenbetäubend! Es fielen in einer halben Stunde 16.2 mm Niederschlag, das meiste fiel in jedoch innerhalb von 15 min!

Aufziehende Zelle aus SW

Abziehende Zelle Richtung NO

Radaranimation (704 kByte)

Tagsüber passierte recht wenig. Es war unangenehm schwül mit Taupunkten bis 19°C. Gegen Abend trocknete die Luftmasse etwas ab. Die Taupunkte sanken kurz auf 14.5°C. In der Nacht nahm die absolute Luftfeuchte jedoch schon wieder zu.

23.07.2004 - Morgengewitter

Während der Nacht entstanden in den östlichen Voralpen verbreitet heftige Gewitter, die teils Hagel und Sturmböen mit sich brachten. Verursacht wurden sie durch ein Low Level Jet-Max, das in der Nacht die Schweiz erreichte. Dieses brachte auch einen Schub feuchter Luft mit sich, so dass die Luftmasse zusätzlich labilisiert wurde. Deswegen konnten in der NO-Schweiz Morgengewitter entstehen. Die Gewitter produzierten fast ausschliesslich Erdblitze. Hier zog ein Gewitter knapp nördlich vorbei. Die blitzaktive Zone schien sehr eng begrenzt zu sein, vielleicht 1 x 1 km, und schien sich zwischen einem schmalen Auf- und Abwindbereich zu befinden. Später schwächten sich die Gewitter rasch ab.

Gewitterstimmung

Interessante Wolkenstrukturen (Gewitternetz) an der Vorderseite des Gewitters

Am Nachmittag entstand im Napfgebiet ein kräftiges Hagelgewitter, welches unter Abschwächung über Zürich nach St. Gallen zog. Es brachte Sturmböen und bis 3 cm grosse Hagelkörner in Nottwil. Auch nördlich des Bodensee entstanden immer wieder Gewitterzellen. Hier blieb es trocken.

Towering Cumulus über der schwäbischen Alb

24.07.2004 - Gewitter mit ergiebigem Regen

In der Nacht entstanden zuerst an der Ostseite des Bodensees, später in der ganzen Ostschweiz scheinbar zufällig Gewitterzellen. Später formierte sich eine Gewitterlinie. Zwei kräftige Gewitter in der Nähe von Friedrichshafen schien kurzzeitig nach rechts auszuscheren. Vermutlich war an der SW-Seite der Gewitter für kurze Zeit eine Mesozyklone vorhanden.

Blitz in der Nähe von Meersburg

Tagsüber gab es weitere Gewitter. Ein wenig blitzaktives Gewitter entwickelte sich um 13 Uhr nördlich des Untersees und zog dann nach Richtung Süden. Es brachte intensiven Regen. In einer halben Stunde fielen 20.6 mm und die Stundensumme lag bei 24.8 mm! Insgesamt fielen innert 24 Stunden 36.2 mm. Dies stimmt auch sehr gut mit der Regensummenkarte von Meteoradar überein, welche hier über 30 mm anzeigt.

Meteoradar 24h-Summe bis am 25.07.2004 12 Uhr

Die Gewitter konnten trotz einer eher geringen Windscherung teils rotierende Aufwinde ausbilden. In der Nähe von Laufenburg (Südschwarzwald) wurde ein schwacher Tornado gesichtet. Möglicherweise stand dieser sogar in Verbindung mit einer Misozyklone, da der zugehörige Schauer kurze Zeit nach rechts ausgeschert ist. Vermutlich war die Low Level Helicity gebietsweise recht hoch. Wahrscheinlich spielte hierbei der Einfluss der Orographie eine entscheidende Rolle. Der Spread (Differenz zwischen Taupunkt und Temperatur) war sehr niedrig. Das hatte zur Folge, dass die Wolkenuntergrenze sehr tief lag, was auch eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Tornados ist. Ausserdem konnte der Tornado dadurch besser auskondensieren.

Rotierender Aufwind

mit Zoom und Kontrast