07.06.2002 - Hagelunwetter

Als ich um 18:30 Uhr auf das Radar sah, fielen mir die beiden kräftigen Gewitterzellen über dem Thurtal auf. Sie sahen vielversprechend aus und ich konnte ihnen mit dem Auto noch den Weg abschneiden. Also fuhr ich mit meinem kleineren Bruder, der die Gewitter etwas im Auge behalten sollte, los. Schon als wir über den Seerücken gefahren waren, konnte man die beiden kräftigen Gewitterzellen sehen. Es waren interessante Wolkenformationen zu sehen, die Unterseite der Gewitter wiesen merkwürdige Strukturen im Inflow-Bereich auf. Zudem waren Mammatus-Wolken zu sehen, was auf starke Konvektion hinwies. In Engwilen entschieden wir uns in Richtung Frauenfeld zu fahren. Wir hatten das Gefühl, dass wir etwa auf der Höhe Müllheim die Gewitter abfangen könnten. Kurz vor Müllheim nahm die Blitzaktivität weiter zu. Es blitzte etwa 10-20 Mal pro Minute. Kurz nach Müllheim hatte es erste Hagelkörner auf der Strasse. Die Korngrösse lag etwa zwischen 10 und 15 mm, aber die Hagelkörner waren bereits geschmolzen. Auf der rechten Seite waren die Virgen zu sehen welche diesen Hagel verursacht hatten, doch der Hauptteil der Zelle war noch links von uns. Nun begann es kräftig zu regnen, so stark, dass ich vom Gas zurückgehen musste. Kurz darauf kamen auch schon die ersten Hagelkörner herunter, wahrscheinlich etwa 20 mm gross. Auf der Strasse stand das Wasser einige Zentimeter hoch, es konnte nicht mehr genug schnell abfliessen. Als wir in Pfyn ankamen, regnete es wie aus Kübeln. Wir entschlossen uns kurz anzuhalten und das Ganze zu beobachten, da die Sicht sowieso zu schlecht war um zu fahren. Schon bald setzte wieder kräftiger Hagel ein, die Strasse war in wenigen Sekunden weiss. Über uns zuckten die Blitze fast im Sekundentakt! Dann liess der Hagel nach, das Zentrum des Gewitters war über uns hinweggezogen. Es regnete immer noch kräftig, aber man konnte wieder fahren. Wir machten uns auf den Rückweg und beschlossen über Hörhausen dem Seerücken entlang wieder nach Ermatingen zu fahren, weil man von dort aus das Gewitter gut beobachten kann. Wir fuhren los in Richtung Hörhausen.

Ausgangs Pfyn wies mich mein Bruder darauf hin, dass die Zelle, welche vorher wesentlich südlicher als die Andere gewesen war, nun direkt auf uns zu zog. Die Strasse stieg nun steil an, da wir wieder auf den Seerücken fuhren. Plötzlich waren vor uns dichte Fallstreifen, die fast wie Nebel aussahen. Wir fuhren hinein und es begann zu hageln, wie ich noch nie erlebt habe!!! Die Sicht war durch die aufsteigenden Dampfwolken und den starken Hagel gleich null. Also hielt ich auf einem Feldweg, der von rechts in die Strasse mündete an. Es standen bereits andere Autos dort und es kamen noch weitere nach. Der Hagel verstärkte sich noch weiter und innert weniger Sekunden war die Strasse bedeckt mit Hagelkörner. Die Korngrösse betrug bis zu 20 mm. Am Strassenrand kamen uns regelrechte Bäche entgegen. Die braune Brühe vermischt mit Hagelkörnern und Steinen begann schon mein linkes Vorderrad zu unterspülen. An der Böschung des Feldwegs wurden die Hagelkörner angespült, so dass sich dort bis zu 20 cm hohe Anhäufungen von Hagel bildeten. Nun schien es wirklich gefährlich zu werden. Der Hagel lag inzwischen schon zentimeterhoch auch der Strasse. Mit Sommerpneus hatte man schon einige Mühe bei diesen Strassenverhältnissen. Nach wenigen Minuten liess der Hagel nach, es regnete aber immer noch sehr stark. Einige fuhren los, hatten aber sichtlich Mühe wegzukommen. Die Strasse war vereist. Nun kam immer mehr Wasser den Berg hinunter, also entschloss ich mich auch loszufahren. Etwas weiter oben kam mir noch mehr Wasser entgegen, es muss an die 10 cm tief gewesen sein, jedenfalls merkte man einen starken Widerstand. Ausserdem rutschte das Auto trotz Winterpneus auf dem Hagelmatsch hin und her. Die Landschaft erinnerte irgendwie an den Winter, auf den Wiesen lag der Hagel stellenweise bis zu 10 cm hoch. Nur einen Kilometer weiter hatte es in den Wiesen und auf der Strasse keinen Hagel mehr, das Unwetter schien örtlich sehr begrenzt niedergegangen zu sein. In Dettighofen hörte der Regen fast auf, das Gewitter war rasch abgezogen. Also drehte ich nochmals um, um ein paar Fotos zu schiessen. Als wir 10 Minuten nach dem Hagelsturm wieder dort waren, sah das Ganze schon nicht mehr so spektakulär aus. Aber man konnte immer noch deutlichen Spuren des Unwetters sehen. Nachher fuhren wir wieder nach Ermatingen zurück, wo nur ein paar Tropfen heruntergekommen sind. Das Chasing hat sich jedenfalls gelohnt.

Kurzer Halt in Pfyn. Es begann gerade zu hageln.

Angespülte Hagelkörner unterhalb von Dettighofen etwa 10 Minuten nach dem Hagelschauer.

Noch immer kommt eine Menge Wasser die Strasse hinab. Man sieht, dass auch Steine mitgerissen wurden und meinen Bruder dem dies offensichtlich gefällt. ;-)