22.07.2003 - MCS mit linksziehender Superzelle

Um 22:40 fuhren wir (ein Kollege, mein Bruder und ich) auf den Seerücken um einen Überblick zu erhalten. Es begann mässig zu regnen und die ersten Crawler waren zu sehen. Rundherum blitzte es, doch die Blitzaktivität hielt sich noch im Rahmen (ca. 10 Blitze/min). Es war schwer zu sagen in welche Richtung wir fahren sollten, denn es war schwierig die Gewitter zu lokalisieren. Im Westen sah ich in der Ferne einige viel versprechende Erdblitze. Sonst schienen die Gewitter fast „nur“ Wolkenblitze und einige Crawler zu produzieren. Wir sind dann via Raperswilen durchs “Chrut“ bis nach Hörhausen und von dort dem Seerücken entlang bis nach Chlingezell. Das Gewitter im Westen blitzte in der Zwischenzeit immer häufiger. Allgemein schien die Blitzaktivität nach 23 Uhr zugenommen zu haben. Bereits jetzt schlugen einzelne Erdblitze in der Nähe ein. In Chlingezell oberhalb von Stein am Rhein hatte man einen tollen Ausblick über den Untersee. Die Blitze waren wirklich genial. Aber wir wollten die heftigere Zelle im SW erwischen und fuhren wieder etwas zurück Richtung Süden. Dort konnte wir eine „scud cloud“ im W beobachten. Ich hatte ziemliche Mühe die Lage einzuschätzen. Eigentlich hätte die Zelle ziemlich genau über uns ziehen müssen. Doch plötzlich schlug sie eine nördlichere Zugrichtung ein mit gleichzeitiger Verstärkung der Blitzaktivität. Also ging’s zurück nach Chlingezell von wo aus wir eigentlich an den See fahren wollten. Irgendwo muss ich jedoch falsch abgebogen sein. Das Gewitter war jetzt (ca. 23:30) schon ziemlich nahe. Der Hügel im W, wahrscheinlich der „Stammheimer Berg“ verschwand in den Niederschlagsfallstreifen, die vom Blitzstakkato angeleuchtet wurden. Es war eine gespenstische Stimmung und wir hatten keine Ahnung, wo wir sind. Bei Angaben zur Blitzaktivität hat man immer den Hang zum Übertreiben, aber ich denke, die eine Zelle produzierte über 30 Blitze/min. Dann ging’s los! In einem kleinen Dörfli (Bornhuse) wurden wir vom Gewitter erfasst. Es blitze fast über uns. Viele Erdblitze und Crawler waren darunter. Ein Blitz schlug ca. 50 m neben uns ein. Der Wind legte etwas zu, war aber nicht besonders stark, dafür regnete es extrem. Einzelne Hagelkörner knallten gegen die Scheibe. Wir fuhren weiter. In einem Waldstück lag ein grosser Ast oder sogar ein Baum auf der Strasse. Seltsam, denn so stark war der Wind nicht. Wir fuhren nach bis nach Herdern, und ich wusste nun wieder, wo wir waren. Immer noch blitzte es im Norden wie verrückt. Mein Bruder sah wie 200 m neben uns ein Blitz in einen Baum einschlug. Wir fuhren weiter nach Steckborn. Das Gewitter zog nun über den „Schiener Berg“ (kurz vor 00:00). Die Blitze über dem See waren wirklich spektakulär. Da waren einige schöne Crawler darunter. Wir fuhren wieder seeaufwärts zurück nach Ermatingen. Der Regen und die Blitzaktivität liessen wieder langsam nach.

Radaranimation: http://www.extremwetter.ch/images/mcs.gif